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A. DÜRER.
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in der bildlichen Erscheinung, sondern die Technik des Schnittes,
welche aber Dürer fast plötzlich geändert haben müsste. In Conradi
Celtis Protueei quatour libri amorum, Noribergae 1502, kommt nämlich
das von Bartsch No. 130 erwähnte Blatt der Philosophie im ersten
Drucke vor, und es weicht in der Behandlung so sehr von den Illustra-
tionen der Rhoswitha ab, dass man eine andere Hand vermuthen muss,
welche aber als jene Düreris erkannt wird. In derselben Weise be-
handelt ist auch das Blatt mit Apollo auf dem Parnass, welches mit
jenem der Philosophie in Ligurini de Gescis Imp. Caesaris Frideriei Primi
Aug libri decem a Conrado Celte reperti Per induslrium et
ingeniosum Magislrum Erhardum Oegli-n einem Augustensem 1507 , zu
finden ist. Wenn nun diese beiden Blätter, wie angenommen, wirklich
von A. Dürer sind, und ihm. auch die Illustrationen zu den Comödien
der Rhoswitha zugeschrieben werden müssen, dannist Baron von Rum-
ohr mit seiner Schwankung im Streben Dürer's selbst in eine Schwan-
kung gerathen. Nach seiner Ansicht erreichte der Meister in seinen
apokalyptischen Bildern eine zweite Stufe, und entwickelte Sogar in
einem der späteren Blätter der Folge, dem siebenköpiigen Drachen,
eine hohe Meisterschaft. Die Apokalypse erschien aber 1498, um drei
Jahre früher, als das Werk der Rhoswitha. Wie sollte er nun in den
Illustrationen desselben wieder in solche Verwirrung gerathen seyn,
dass er ärrnlich und nnmalerisch erscheint? Wenn es daher schon
etwas zweifelhaft ist, oh die beiden Blätter in dem Werke des Ligurinus
von Dürer herrühren, so können die geringeren und für diesen Meister
fremdartigen Holzschnitte in den Coniödien der Rhoswitha von 1501
nicht von ihm herrühren.
119) Stultifera Navis per Sebustiunum Braut in latinum trad.
per Jacobum Loeher eogn. Pliilomusum. Basileae, Joh. Bergmann de Olpe
1497, und 14-98. Dieses Werk enthält eine grosse Menge Holzschnitte
von 4 Z. 3 L. Höhe, und 3 Z. 2 L. Breite. Baron von Rumohr (Zur
Gesch. u. Theorie S. 81) glaubt, es könne auch A. Dürer Beiträge ge-
liefert haben, weil aus einem Briefe ScheurPs hervorgeht, dass der
Künstler auf seiner Wanderung auch nach Basel gekommen sei. Der
genannte Schriftsteller möchte die Blätter Fol. 21, 25, 31, 33 u. 52
für Originalschnitte Dürer's erklären, da sie ihm dessen spätere Ent-
wicklung vorauqubcdeuten scheinen. Die Theihlahnle unseres Meisters
an den Illustrationen des hiarrensehiffes dürfte aber dennoch sehr zweifel-
haft seyn. Dürer scheint nach seiner 1494 erfolgten Verehelichuilg
nicht mehr nach Basel gekommen zu seyn. Zur Zeit, als die Stultifera
Navis erschien, beschäftigte ihn die Apokalypse, welche bekanntlich
1498 vollendet war. Er konnte inzwischen eine auswärtige Bestellung
nicht wohl annehmen, da die apokalyptischen Bilder in Composition und
Schnitt sein Eigenthunl sind. In das Jahr 1497 fallen gerade seine
Hauptarbeiten, welche ihm sicher mehr am Herzen lagen, als das Narren-
sehiff. Wenn man die Blätter des letzteren geistreich nennt, so soll
wohl nur angedeutet werden, dass auch in Basel und Strassburg da-
mals tüchtige Meister zu finden waren.
120) Das pueh der IIi-mlischen. offenbarung der heiligen wittiben Bir-
gitte von dem Königreich Sweden. Nürnberg, A. Koberger 1500, fol.
Dieses Werk, welches auch in Ausgaben von 1502, 1517, 1521 8m.
vorhanden ist, hat viele Holzschnitte, welche wahrscheinlich von A. Dü-
rer herrühren, da sie wenigstens in der Zeichnung das Gepräge der
früheren Werke dieses Meisters tragen. Das Wappen des Florian Wald-
auff, H. No. 2151, und die fünf kaiserlichen Wappensehilde, B. No. 158,
gehören ursprünglich in dieses Werk, und wurden schon früher dem
Dürer zugeschrieben. Bei genauerer Untersuchung würden wahrschein-