DÜRER.
Nr. 350.
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B. v. Rumohr (Zur Gesch. u. Theorie 8m. S. 91) erklärt das Blatt als
Machwerk einer neueren Epoche, aber als einen zierlich geistreichen
Formschnitt. Die Daten widersprechen der neueren Periode.
116) Ein stehender Bischof mit Tuchwalker-Stange. H. 4 Z. 9 L.
Br. 3 Z. 3 L. Dieses Blatt wird in WeigePs Auktions-Catalog 1854
N0. 2011 dem Werke Dürerls beigezählt.
117) Der Tod der 10,000 Heiligen zu Nicomedia. B. N0. 117.
H. 14 Z. 6 L. Br. 10 Z. 6 L. B. von Rumohr, Gesch. u. Theorie dcc.
S. 84, zählt dieses Blatt zu den früheren Originalschnitten des Meisters,
da. es, obwohl geschmacklos angeordnet, durch Feinheit und edlen Aus-
druck der zahlreichen Köpfe sich auszeichnet. Die Platte scheint
schon früh Sprünge bekommen zu haben, da. bereits ältere Abdrücke
solche zeigen.
Historische und allegorische Vorstellungen.
118) Die Illustrationen zu den Gedichten der Rhosvita, mit latei-
nischen Ueberschriften: 1) Die Taufe des Gallicanus: Comedia prima
Gallicanus. H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L. 2) Der Flammentod der Agapis,
Chionia und Hyrena: Comedia secunda Dulcieius. ll. 8Z. Br. 5 Z. GL.
3) Die Erweckung des Callimachus und der Drusina durch den Evan-
gelisten Johannes: Contedia tertia Callimaehus. H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L.
4) Der Eremit Abraham und Maria: Com. quurta Abraham et Maria.
H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L. 5) Dieselbe Vorstellung: Com. quinta Palfnu-
cius et Thais. 6) Die Jungfrauen Fides, Spes und Charitas im Grabe:
Com. sex. Fides, Spes et Charitas. H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L. 7) Conrad
Celtis überreicht das Werk der Rhoswitha dem Ohurfürsten Friedrich
von Sachsen. Auf der Rückseite des Titels. H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L.
8) Rhoswitha überreicht dem Kaiser ihr Werk. Auf Seite 8 einge-
druckt. H. 8 Z. Br. 5 Z. 6 L. Diese Holzschnitte kommen in fol-
gendem Druckwerke vor: Opera Rhosvile illvstris vir l ginis et monialis
Germane gen I te saaconica orte nvper a Conra I do Celle inventa. Am
Ende: Finis operö Hrosuithae etc. Impressum Norunbergae Sub priuilegio
sodalitatis Celticae Aüo (mingentesimo prima supra milesimum.
Bartsch übergeht die Illustrationen dieses seltenen Werkes, welche zu
seiner Zeit dem A. Dürer überhaupt nicht zugeschrieben wurden.
Heller zählt sie zu den zweifelhaften Blättern des Meisters, andere
fügen sie aber unbedingt dem Dürerwerke bei. Vollkommen ausgemacht
und urkundlich bewiesen, ist diess aber durchaus nicht. Es urtheilt
nur das künstlerische Gefühl, und (lann wird der Umstand in Betracht
gezogen, dass gegen 1501 in Nürnberg kein Künstler bekannt ist,
welcher die bildliche Ausstattung des Werkes hätte unternehmen können.
Für Wohlgemuth und seine Schule spricht sie nicht, und somit mag
nun A. Dürer eintreten, obwohl die für ihn geltend zu machenden
Gründe etwas schwach sind, da wir seine Anfänge nicht genau kennen.
Baron von Rumohr (Zur Gesch. u. Theorie 8m. S. 82) sucht sie in der
SchedePscheu Chronik, und findet einen ferneren Fortgang in den Holz-
schnitten der Rhoswitha. Sie sind nach seiner Bemerkung in einer
leichteren Manier gemacht mit weitläufigen Strichlagen, so dass der
genannte Schriftsteller den Eindruck freundlicher findet, als jenen der
Bilder zur Apokalypse. Andererseits scheint ihm aber die Wirkung
wieder etwas schroff und seltsam, Einzelnes bis auf das grossartigste
aufgefasst, anderes verwirrt, ärmlich, unmalerisch. Rumohr möchte die-
sen Mangel an Freiheit aus einer allenfallsigen Schwankung in Dürer's
Streben erklären, welche bei dem ersten Anheben einer neuen Richtung
eintreten kann. Wenn aber B. von Rumohr von einer solchen spricht,
So versteht er darunter nicht die Conception, die Ausprägung der Idee