DÜRER.
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Der Copist der apokalyptischen Bilder, worunter man gewöhnlich den
Hieronymus Greff versteht, hatte viel leichtere Arbeit, da es nur galt,
Strich für Strich nachzuschneiden, während Dürer sich seine Technik
schaffen musste. A. Dürer sah sich auch genöthiget, die von Pleyden-
wurf construirte einfache Galgenpresse zu verbessern, unter welcher
die grossen Blätter der SchedePschen Chronik und des Schreins des
Heils hervorgingen. Grosse Platten wurden höchst wahrscheinlich nicht
in der Buchdruckerpresse abgedruckt, kleinere Stöcke aber Wurden in
den Letternsatz aufgenommen. Dürer blieb in Folge seines erfinderi-
schen Geistes nicht bei dem alten Verfahren stehen, da die alten und
reinen Abdrücke seiner Holzschnitte und Kupferstiehe so vollkommen
gedruckt sind, wie kein anderes Werk der früheren fränkischen Schule.
Um aber dem Drucke die möglichste Vollkommenheit zu geben, waren
verschiedene Versuche nothwendig, was Dürer als Drucker so gut er-
fahren hat, als irgend ein moderner Form- und Kupferdrucker. Unter
seinem Vorrathe von Abdrücken, welche dann der Buchdrucker zum
Aufdrucken des Textes erhielt, blieben sicher viele Blätter ohne Text,
welche er zu vollständigen Exemplaren der Apokalypse vereinigte, um
sie an hohe Gönner und Freunde zu senden. Diese Erstlinge, welche
jetzt äusserst selten vorkommen, sind viel schärfer und reiner im Drucke,
und haben feines, doch kräftiges und leicht geripptes Papier, dasselbe,
auf welches in den schönsten und seltensten Exemplaren deutscher
Text gedruckt ist. Bartsch erklärt ebenfalls die Abdrücke ohne Text
für die ersten, unterscheidet aber nicht die späteren Drucke dieser Art,
welche augenscheinlich schwächer, und auf ein anderes, festeres Papier
gemacht sind. Heller verwirft bekanntlich jene Priorität der Abdrücke
gänzlich, indem er Bartsch entgegen die Exemplare mit deutschem Text
für die frühesten erklärt. Diese Abdrücke sind jedenfalls sehr rein
und scharf, und von kräftiger Schwärze, es finden sich aber dennoch
ganz gleiche Abdrücke ohne Schrift, Welche sicher eben so alt sind,
nur unbedruckt blieben. Das vollständige Werk dürfte aber äusserst
selten im ersten Drucke vor dem Text vorhanden seyn. Im k. Cabinet
zu München sind nur drei Blätter dieser Categorie. Die erste
Gesammtausgabe mit deutschem Text, deren Titel Heller S. 633 an-
gibt, erschien 1498, die Abdrücke sind aber nicht schöner, als
jene der dem genannten Schriftsteller unbekannten Ausgabe mit latei-
nischem Texte von demselben Jahre. Sie erschien unter folgendem
Titel: Apocalypsis ] cum figuris. Am Ende: Imprcssa Numberge per
Albertum Durcr pictorcm. Anno Christiane milesimo quatlringentesimo
nonagesimo octaoo. In beiden Ausgaben ist das letzte Blatt, der Engel
mit Schlüssel und Kette, auf der Rückseite ohne Text. Die Sorte des
Papiers beider Drucke ist nicht dieselbe. Das Papier der Ausgabe mit
deutschem Text, welcher Heller die Priorität einräumt, ist in den
frühesten Exemplaren weiss und ziemlich compakt, und die glatte Ober-
iiäche fühlt sich seidenartig an. Es wurden aber auch Abdrücke auf
sehr kräftiges, doch nicht minder feines Papier gemacht. Ein solches
wurde ebenfalls zur Ausgabe mit lateinischem Texte benutzt. Nach
den Abdrücken zu urtheilen, welche uns zum Vergleiche vorlagen,
herrscht hinsichtlich der Schönheit und Schärfe des Druckes der Bilder
beider Ausgaben kein auffallender Unterschied. Hält man dagegen die
alten Exemplare mit jenen der Ausgabe von 1511 zusammen, so zeigt
sich bereits ein entschiedenes Abnehmen an Feinheit und Reinheit des
Druckes, besonders den Probeblättern ohne Text gegenüber. Die Ab-
drücke von 1511, welche Heller S. 635 als jene der zweiten Art nimmt,
haben auf der Rückseite zwei Text-Columnen, und wenn der genannte
Schriftsteller nur diese und die deutsche Ausgabe zum Vergleiche