Volltext: A - CF (Bd. 1)

DÜRER. 
350. 
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Drucke der Augsburger Ausgabe von 1675 zu unterscheiden. Obwohl 
die" Exemplare derselben noch sehr gut sind, und selten einen kleinen 
Aussprung zeigen, so haben sie doch bereits an Schärfe verloren. Das 
Auge des Kenners wird entdecken, dass auf dem immerhin guten und 
festen, aber neuerem Papier die jungfräuliche Reinheit und Kraft 
gelitten hat. Die muthmasslichen ersten Abdrücke ohne Text sind 
sehr selten. 
83) Die kleine Passion. Original-Folge 1201137 Blättern. B. N0. 16-52. 
H. 4 Z. 8-9 L. Br. 3 Z. 7 L. Diese Passion gehört zu denjenigen 
Formschnittwerken, in welchen von der Hand des Meisters wenig be- 
werkstelliget ist, während er einen Theil der grossen Passion selbst 
geschnitten hat, wenigstens nachweisbar in den sieben frühesten Blättern. 
Die kleine Passion entstand um 1509 und 1510, in einer Zeit, wo 
Dürer bereits geübte Formschneider zur Hand hatte. Als Original- 
Formschnitt erklärt R. Weigel nur das Titelblatt mit dem leidenden 
Heiland auf dem Steine. Diese sitzende Figur ist so geistreich und 
schön behandelt, wie diess nur dem Meister selbst gelingen konnte. 
In WeigePs Prachtwerk: Holzschnitte berühmter Meister dtc. IV. Heft, 
ist eine sehr schöne Copic von H. Bürkner.  Die Darstellungen der 
Passion wurden zu einem Buche vereiniget, indem immer der lateinische 
Text des Frater Chelidonius auf der Rückseite des vorhergehenden Blattes 
zum Bilde des folgenden gedruckt ist. Doch kommen auch Abdrücke 
ohne Text auf der Rückseite vor, und diese nimmt Heller S. 601 ent- 
schieden für jene späteren Datums. Der genannte Schriftsteller meint, 
Dürer hätte sich am Absatze des Werkes geschadet, wenn Abdrücke 
ohne Text ausgegeben worden wären, und gibt daher nur zu, dass er 
allenfalls Freunden Exemplare ohne Text mitgetheilt habe. Dieser An- 
sicht können wir nicht ganz beistimmen, da Dürer zu viel Spekulations- 
geist hatte, dass er es verschmäht haben sollte, die Bilder allein zu 
verkaufen, da sie auch ohne Text deutlich zum Beschauer sprechen. 
Wir hatten Gelegenheit, Abdrücke mit und ohne Text zu vergleichen, 
und darunter Blätter ohne denselben, welche unläugbar das gleiche 
weisse und feste Papier haben, wie jenes mit Text. Ein vollständiges 
Exemplar ohne Text im k. Cabinet zu München ist so schön und so 
vollkommen bis in's kleinste Detail gedrückt, dass es unstreitig der 
Textausgabe vorangeht. Die Platten sind auf jenes feine, aber feste 
Papier abgezogen, dessen er sich auch zum Kupferdrucke bediente. 
Dagegen fanden wir auch einzelne Blätter ohne Schrift von einer an- 
deren Sorte, aber ebenfalls alten Papiers, welches aber wieder mit be- 
druckten Exemplaren stimmte. Sie sind eben so schön und scharf, als 
die anderen, und wenn daher die Passion nur im späteren Drucke 
ohne Text vorkommt, so gibt es auch eine spätere Ausgabe derselben 
mit Text. Allein letzterer ist immer jener des Chelidonius, und mit 
den alten Lettern gedruckt. Wenn die Exemplare ohne Text häuüger 
wären, als jene mit der Schrift, könnte man glauben, dass nach Dürer's 
Tod, allenfalls in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Platten 
für sich abgedruckt wurden, allein" die Blätter ohne Text sind nicht 
häufiger, als jene mit diesem; ja in Exemplaren mit dem alten Papier 
der bedruckten Passion sogar sehr selten. Möglich aber wäre es, dass 
in Venedig Abdrücke ohne Text gemacht wurden, vielleicht auf Ver- 
anlassung des Donato Raseiotti, welcher 1612 eine Ausgabe mit Text 
von Pater Mauritius Morus veranstaltete. Allein er erhielt die Platten 
noch im vollkommenen Zustande, wie diess der ziemlich nachlässige 
Druck der Venezianischen Ausgabe beweiset. Auch das Papier hält 
keinen Vergleich aus mit dem schönen und festen deutschen Papier, 
dessen sich Dürer bediente. Uebrigens ist es sehr schräg, die Priorität
	        
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