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DÜRER.
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schadet hätte. Um aber einen Mann für die alten, sehr seltenen Ab-
drücke ohne Schrift zu finden, musste ihm Andreas Dürer eintreten,
da dieser Platten geerbt hatte. Allein den Vertrieb der Abdrücke be-
sorgte Frau Agnes Dürer, welche so gut ihren Vortheil verstand, als
der Meister Albert. Es gibt indessen Abdrücke ohne Text, welche
augenscheinlich einer späteren Zeit angehören. Darunter sind solche
auf sehr compaktes, aber ziemlich feines, nicht sehr weisses Papier ge-
macht, welche das Bild noch vollkommen geben, obgleich die Platten
schon etwas stumpf waren. Wir sahen Blätter mit dem Wasserzeichen
einer Traube, welches vielleicht auf das Augsburger Stadtzeichen deutet.
Im Jahre 1675 veranstaltete der Buchhändler Jakob Koppmayer zu Augs-
burg eine neue Ausgabe der Passion ohne Text, welche noch sehr gute
Abdrücke lieferte. Das Papier ist stark, und hat im Wasserzeichen
die Buchstaben WH. Nach und nach aber wurden die Platten immer
mehr abgenutzt, und sie erhielten Sprünge. So iindet man Abdrücke
mit Christus am Oelberge, wo fast durch die ganze Figur des links
sitzenden St. Petrus ein Plattensprung sich zeigt. Auch die Gefangen-
nehmung Christi zeigt starke Beschädigungen. Das schon früh feh-
lende Titelblatt mit dem leidenden Heilande, welchem ein Kriegsknecht
das Rohr reicht, liess R. Weigel für sein Prachtwerk: Holzschnitte be-
rühmter llleister. Eine Auswahl von charakteristischen und seltenen
Original-Formschnitten 8m, durch Kretzschmar in der Originalgrösse
meisterhaft copiren. Als Vignette behandelt findet man diese Dar-
stellung in: A Treatise on Wood Engraving by J. Jackson (und Chatto).
London 1849. H. 2 Z. Br. 2 Z. 1 L. In diesem Werke sind auch
noch andere verkleinerte Copien, wie: Das Abendmahl des Herrn, B. 4.
H. 4 Z. 2 L. Br. 3 Z. 1 L. Die Kreuztragung, B. 10. H. 4 Z. 2 L.
Br. 3 Z. 1 L. Die Befreiung aus der Vorhölle, B. 14. H. 4 Z. 2 L.
Br. 3 Z. 1 L.
82) Die grosse Passion. Original, Augsburger Ausgabe von 1675.
H. 14 Z. 2-7 L. Br. 10 Z. 1-5 L. Heller II. S. 551 kennt nur
folgendes Titelblatt: Passio Dominica, l Quondam Ab Incompa- l Ra-
bili Artifice l Alberto Dürero f Norico I Formis Ligneis Incisa I Et Ew-
cusa l Nunc Denuo Ilecusa [ A f Jacobo Koppmayero Iypographo I Augu-
stano. [ Augustae Vindelicorum [ M. DC. LXXV. Diese höchst seltene
Ausgabe der Originalholzschnitte Dürer's hat noch sehr gute Abdrücke.
Sie sind ohne Text auf den Kehrseiten. 1) Das obige Titelblatt, statt
des leidenden Heilandes, B. 4. 2) Das Abendmahl, B. 5. 3) Christus
auf dem Oelberg, B. 6. 4) Die Gefangennehmung, B. 7. 5) Die Geiss-
lung, B. 8. 6) Die Ausstellung Christi, B. 9. 7) Die Kreuztragung,
B. 10. S) Christus am Kreuze, B. 11. 9) Der Leichnam des Herrn
von Maria und den Frauen beweint, B. 13. 10) Die Grablegung, B. 12.
11) Christus in der Vorhölle, B. 14. 12) Die Auferstehung Christi, B. 15.
Indem die Blätter dieser Ausgabe auf der Rückseite keinen Text
haben, so könnte man sie für erste Abdrücke halten, da Bartsch solche
Exemplare für die frühesten erklärt. Heller widerstreitet dem Verfasser
des Peintre graveur, und halt die Abdrücke mit Text für die ersten.
Allein es ist damit die Sache noch lange nicht entschieden, da Abdrücke
ohne Text vorkommen, welche sicher so alt, und eben so schön und
scharf sind, als jene mit Text auf der Rückseite. Wir sahen sechs
Blätter desselben Papieres, auf welches der Text gedruckt wurde, und
es ist wohl nicht zu denken, dass man sie erst dann unter die Presse
gelegt hatte, als der Letternsatz bereits in den Repositorien vertheilt
war. Das Papier muss in vorkommendem Falle vor allem untersucht
werden. In den alten, oder frühesten Abdrücken ist es compakt, aber
von feiner Masse, und weit gerippt. Es hält nicht schwer, die neuen