A. DÜRER.
350.
181
80) Der grosse Christuskopf mit dem Schweisstuch. B. App. N0. 27.
H. 18 Z. Br. 13 Z. 3 L. Dieses Blatt ist offenbar etwas spätere
Copie des Christuskopies ohne Schweisstuch; denn bei der Betrachtung
beider Köpfe erscheint jener auf dem Schweisstuche als freie Nach-
ahmung eines Künstlers, welcher die strengen Gesichtsformen des ersten
Kopfes weicher gestalten wollte. Die scharfen alten Abdrücke in
schwarzer Farbe sind selten, da auch eine Tonplattc vorhanden war,
welche sogenannte Helldunkel bewirkte. Abdrücke dieser Art wurden
zu Dürer's Zeit in keinem Falle gemacht, obgleich ihm das Verfahren
des Ugo da Carpi bekannt seyn konnte, da dieser schon 1518 auf den
Druck in Clair- obscur zu Venedig ein Privilegium erwarb. Die beiden
in Helldunkel gedruckten Christusköpfe deuten auf eine Nachahmung
deritalienischen Procedur, welche aber wohl erst nach Dürer's Tod
Eingang fand. Es scheinen aber diese Versuche doch alter zu seyn,
als jene von Goltzius, in dessen Zeit man Dürerkche Helldunkelbatter
herabsetzen wollte. Graf Leon de Laborde hat dieses Schweisstuch
meisterhaft in Clair-obscur copirt, und nach dieser Copie gravirte es
J. P. Geuder in Nürnberg auf eine Zinkplatte.
81) Die grossß Passion, Originalfolge in 12 Blättern. B. N0. 4-15.
H. 14 Z. 2-7 L. Br. 10 Z. 1-5 L. Baron von Ruhmohr (Zur Ge-
schichte und Theorie 8m. S. 84) glaubt, dass Dürer die altförmigen
Blätter dieser Passion zugleich mit der Apokalypse in Arbeit genommen
habe, dass aber nach Herstellung von sieben Platten eine Pause ein-
getreten sei. Im Jahre 1510 kam aber das Werk zu Ende, da vier
Blätter diese Jahrzahl tragen. Dürer's eigenhändige Theilnahme am
Schnitte erkennt Hr. von Rumohr nur in den älteren Blättern, unter
welchen das mit der Trauer über den Tod des Heilandes (B. No. 12)
in einzelnen Figuren mit jenem der Glatubensmartyrer in der Apoka-
lypse zusammentriift. Die Blätter mit der Jahrzahl 1510 zeugen nach
v. Rumohr bereits zur Hälfte von einer handwerksmässigen Behandlung,
welche auf Rechnung von Gehülfen kommt. Zum Beweis nimmt der
genannte Schriftsteller vornehmlich das Abendmahl. In der Darstellung
der Vorhölle dürfte Dürer viel eingeholfen haben, und noch grössere
Theilnahme verräith die Auferstehung des Herrn. Die Gefangennehm-
ung Christi dürfte aber nach Rumohr vollkommen Originalformschnitt
seyn, denn es herrscht bei grösster Unregelmässigkeit der Behandlung
durchhin Geist und Leben. Bartsch hält bekanntlich jene Abdrücke
für die ersten, welche auf der Rückseite den gedruckten lateinischen
Text des Fratcr Ohelidonius nicht haben, Heller aber behauptet das
Gegentheil mit der Bemerkung, dass Dürer wohl einigen Freunden
Blätter ohne Text mitgetheilt haben könnte, von denen aber Bartsch
wohl schwerlich eines gesehen habe. Abdrücke dieser Art sind im
k. Gabinet zu München, und zwar von einer Reinheit des Druckes, und
von einer Harmonie der Farbe, wie sie nur in wenigen Exemplaren
mit Text vorkommt. Das Papier ist von feiner Masse, weiss und nicht
weit gerippt. Es fühlt sich seidenartig an, ist aber dennoch fest, wenn
auch nicht so kräftig als in den alten und schönsten Exemplaren der
Ausgabe mit Text. Doch stammt die Papiersorte aus derselben Fabrik.
Das Wasserzeichen ist eine Blume auf einem langen geraden Stengel,
ähnlich dem Tag- und Nachtveilchen. Heller ist sicher im Irrthum,
wenn er behauptet, dass alle Abdrücke ohne Text aus späterer Zeit
stammen. Er musste indessen zugestehen, dass sehr alte und scharfe
Abdrücke ohne Text auf Papier aus Dürer's Zeit vorkommen, konnte
sich aber nicht entschliessen, sie als unmittelbare Verlagswerke des-
selben zu nehmen, da er die Meinung hatte, dass der Meister sich
durch eine Ausgabe ohne Text am Absatze einer solchen mit Text ge-
Monogrammlsten. 17