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A. DÜRER.
350.
Zusätze zu den Werken von Bartseh und Heller.
(Supplemenle enthält aber auch der vorhergehende Abschnitt.)
Holzschnitte.
Biblische Vorstellungen und Heilige.
56) Die Vertreibung der ersten Menschen aus dem Paradiese. Aus
der Folge der kleinen Passion, B. 18. H. 4 Z. 8 L. Br. 3 Z. 7 L.
Herr Oberbaurath Hansmann in Hannover macht in Naumannts Archiv
für die zeichuenden Künste I. S. 54 auf zweierlei Originalabdrücke auf-
merksam, indem auf dem einen der Rückgrath der Eva durch eine ein-
fache Linie angedeutet ist, während auf dem anderen die denselben
bildende Linie von zehn Querstrichen durchkreuzt wird. Auch noch
andere geringe Abweichungen sind zu bemerken, namentlich an den
kleinen Querschraffirungen, welche vom rechten Schulterblatt der Eva
heruntergehen, und an den vier Querstrichen oberhalb der rechten Lende
derselben. Im Uebrigen aber sind die Abdrücke so vollkommen über-
einstimmend, dass es Hr. Ilansmaun für gewagt halt, anzunehmen, sie
wären von zwei verschiedenen Holzstöcken abgezogen. Nach seiner
Ansicht hätte Dürer den ursprünglich mit den Querschraffirungen ge-
arbeiteten Holzstock vor Benützung desselben zur kleinen Passion mit
Text umändern, und namentlich die Querschraffirungen entfernen lassen
müssen. Und somit wären die Abdrücke mit diesen die ersten.
Die Exemplare mit den Querstrichen im Rückgrathe sind sehr selten,
und da in allen Ausgaben der Passion, mit und ohne Text, die Eva
mit einfachem Rückgrathe erscheint, so dürfte wohl eine neue Platte
geschnitten werden seyn. Hausmann behauptet zwar, dass in den gewöhn-
lichen Abdrücken der Rückgrath einen besseren Schwung habe, ein
solcher kann aber nicht gegeben werden, wenn die hochgeschnittene
Linie denselben nicht ursprünglich hat. Die Schrafiirungeu können
allerdings leicht weggenommen werden, in den kleinen Querschrafiir-
ungen am Schulterblatt und an der Lende des Weibes liessen sich aber
keine Abweichungen bewerkstelligen, da das Holz umher in der Tiefe
sich befinden musste, und desswegen die Abweichung unmöglich machte.
Wir glauben daher, dass die jedenfalls sehr wenigen Exemplare mit
schrafürtem Rückgrathe von einer verworfenen Platte kommen, vielleicht
von der ersten des ganzen Werkes, welche zur Probe geschnitten wurde.
In so ferne dürfte ein Blatt mit den Schraffirungen auf die Bestimm-
ung der Abdrucksgattrlngen keinen Einiiuss haben.
57) Simson tödtet den Löwen, indem er ihm den Rachen aufreisst.
B. N0. 2. H. 8 Z. 9 L. Br. 5 Z. 10 L. Die alten Abdrücke sind
selten, häufiger aber die neueren, indem zu Anfang unsers Jahrhunderts
dielPlatte noch vorhanden war. Eine verkleinerte moderne Copie ist
in der Histoire des Peintres de toutes les ecoles, par Ch. le Blanc.
H. 5 Z. 5 L. Br. 3 Z. 11 L. Im Jahrgang 1851 des Art-Journal
findet man ebenfalls einen Abdruck.
58) Der Engel verkündet dem Joachim die Geburt der hl. Maria,
aus der Folge des Lebens der hl. Jungfrau, B. No. 78. Diese Vor-
stellung könnte man eher für die Verkündigung des Engels an die
Hirten nehmen, wenn nicht die im" Vorgrunde knieende grosse Figur
des Joachim, gegen welche der Engel mit Brief und Siegel an den
Bänmen herabschwebt, zu einer anderen Ansicht brächte. In seiner
Nahe sind staunende Hirten, und die Heerde. H. 11 Z. l L. Br. 7 Z. 8L.
Von diesem Blatte hat man nur altere Copien in Kupferstich, in
der neuesten Zeit erschien aber eine gleichseitige Nachbildung in Holz-
schnitt in folgendem Werke: Zllbrecht Dürer Album. Eine