DÜRER.
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stehen auf der Kugel die Buchstaben G. B. A. in alten Charakteren, und
auf der angeblichen Copie des Wenzel von Olmütz sieht man an der
Stelle des Monogramms von A. Dürer den Buchstaben W. Auf einer
Wiederholung des Monogrammisten HS. steht 1498. statt 1497., und
eine Copie des Nicoletto da Modena hat an der Kugel die Schrift:
DETVR PVLCRIORI 1500. Allen diesen Copien scheint das mit W.
bezeichnete Blatt zu Grunde zu liegen, welches augenfällig das Gepräge
des höheren Alters trägt, und einen Künstler vcrrtith, dem es nicht
gelang, durch die feinen, unzusammenhängenden Striehelungen die Mus-
kulatur in so vollkommenem Grade anzudeuten, wie es Dürer von Linie
zu Linie vermochte. Wir sahen von dem Meister W. einen kräftigen
Abdruck auf feines, sehr compaktes Papier mit dem Wasserzeichen der
beiden Lilien und der Krone darüber, welches zu Dürer's Zeit bereits
selten gewesen seyn muss, da nur die schönsten und bedeutendsten
Platten desselben in wenigen Exemplaren auf solches Papier abgezogen
wurden. Alle Blätter, die uns von Wenzel von Olmütz vorgekommen
sind, haben anderes Papier, welches, wenn gleich theils fein und fest,
doch anderen Fabriken anzugehören scheint. Mit den alten Stichen
mit dem Zeichen W. ist man noch nicht im Reinen, wenn sie auch
Bartsch entschieden dem Wenzel von Ohnütz zugeschrieben hat. Die
Arbeit ist ungleich und verräth verschiedene Hände. Wenzel hat wahr-
scheinlich 1497 nicht mehr gelebt, da seine 'l'hätigkeit um 1481 iixirt
ist. Wenn wir das Blatt mit dem Buchstaben W. irgend einem anderen
Meister vindiciren dürften, so ist diess Michael Wohlgemuth, Welchen
man auch vor Bartsch für den Verfertiger hielt. Die genannte Dar-
stellung war zu Anfang des 16. Jahrhunderts sehr beliebt, was die
verschiedenen Copien beweisen. Und so könnte auch Dürer die Com-
position Wohlgemuth's nachgestochen haben. Sein Stich ist der vorzüg-
lichste von allen, und stimmt in der Grössc mit keinem anderen über-
ein. Das rückwärts von vorn gesehene Weib hat denselben Kopf, wie
die hl. Anna in einer Radirung mit dem Monogramme und der Jahr-
zahl 1508. Dieses nach Düreris Zeichnung radirte Blatt zeigt in der
Mitte die hl. Anna en face, und neben ihr betet Maria das Jesuskind
an. Ein Gemälde kam 1853 in München zum Vorschein. Es befand
sich früher in der Gallerie zu Schleissheim, wurde aber in dem ge-
nannten Jahre mit vielen anderen der Versteigerung unterworfen, bei
welcher Gelegenheit der Kunsthändler Entres das Gemälde erwarb.
Es trägt das Monogramm mit der Jahrzahl 1519. Der Kopf der a1-
teren Frau, oder der hl. Anna hat die grösste Aehnlichkeit mit jenem
der genannten Figur im Stiche. Wäre er Bildniss der Agnes Frey,
so könnte man es erklären, warum jene Figur den angeblichen Hexen
Gesellschaft leistet. Im Blatte des Meisters W. hat dieses nackte Weib
nicht dieselben Gesichtszüge, sondern erinnert in der Physiognomie an
die weiblichen Gestalten W0hlgernuth's. Dürerls Blatt wurde bei der
Auktion der Sammlung des Professons Ackermann 1853 in pracht-
vollem Druck mit Rand um 36 Thlr. verkauft, während dasselbe Blatt
1851 aus der Sammlung des Baron Verstolk van Seelen nur zu
24 Thlr. wegging.
34) Der christliche Ritter mit Tod und Teufel, angeblich Franz
von Sickingen, Hauptblatt von 1513. B. No. 98. H. 9Z.2L. Br. 7 Z.
S. auch oben Hinweisung auf die Monogrammen S. 154 N0. 2. Die
ersten, unter Dürer's Aufsicht entstandenen Abdrücke sind von grösster
Kraft der Farbe, aber vollkommen klar und harmonisch. Dürer be-
diente sich eines festen, doch feinen Papiers mit Rippen, welche fast
durchgehende 1 Z. 8 L. abstehen. Es hat das Wasserzeichen des Kruges.
Der ausgezeichnete Abdruck mit vollem Rande in der Sammlung des