Volltext: A - CF (Bd. 1)

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DÜRER. 
350. 
Abdrücke dieser Art kommen Rembrandüs schönsten Exemplaren gleich, 
und sind leicht gezählt. 
23) Der büssende Hieronymus in der Wüste nach links gerichtet, 
wo das Crucifix auf dem Felsen steht. B. N0. 61. H. 12 Z. Br. 8Z. 4L. 
 Dieses Hauptblatt ist im alten, harmonischen Abdrucke platten- 
gratig, doch sind auch die etwas späteren Drucke noch von erster 
Schönheit, und kräftig in den polirten Schattenthcilen. Die schwachen 
Exemplare findet man aber häufiger. 
24) Der kleine büssende St. Hieronymus vor dem im Stamme eines 
abgehauenen Baumes steckenden Cruciiixe knieend. B. N0. 62. Rund, 
Durchmesser 1Z. tL.  Dieses höchst seltene Blättchen hat in neue- 
ster Zeit A. Petrak copirt, was um so erwünschter ist, als das Original 
nur in wenigen fürstlichen Sammlungen sich vorlindet. Die Copie ist 
im zweiten Drucke mit dem Monogramm AP. versehen. 
25) St. Christoph mit rückwärts gekehrtem Haupte von 1521. B. 
N0. 51. H. 4 Z. 4 L. Br. 2 Z. 8 L.  Die alten, sehr seltenen Ab- 
drücke sind von grosser Kraft der leuchtenden Schwärze. Die mit MF 
bezeichnete Copie, H. N0. 710, ist nicht von .Prestel, sondern von 
N. C._Mathes. 
26) St. Christoph mit vorwärts gerichtetem Kopfe von 1521. B. 
N0. 52. H. 4 Z. 4 L. Br. 2 Z. 9 L.  Die ersten Abdrücke sind 
von grösster Kraft und Klarheit der Farbe. In einer alten, Heller un- 
bekannten Copie schreitet der Heilige nach links. Die Copie, welche 
Heller N0. 717 für jene von Prestel ausgibt,-ist von N. C. Mathes. 
27) Der hl. Antonius im Buche lesend von 1519. B. N0. 58. H. 
3 Z. 6 L. Br. 5 Z. 3 L.  Die ersten Abdrücke sind von grösster 
Klarheit, und silberhell von Farbe. Spätere Exemplare erscheinen wie 
gequetscht, und die Farbe ist matt. Eine von Heller nicht erwähnte 
alte Copie erinnert an die Stichweise der Wierx. 
28) St. Sebastian an einer Säule von Pfeilen durchbohrt, B. N0. 56. 
H. 4 Z. Br. 2 Z. 10 L.  Die Copie mit dem Monogramme MF, 
welche Heller N0. 785 als die PrestePsche erklärt, ist von N. C. Mathes. 
Dieser Meister copirte auch den hl. Sebastian am Bamne, B. N. 55. 
Mythologische und allegorische Vorstellungen, und 
Genrebilder. 
29) Die grosse Fortuna, auch das grosse Glück, die Prudentia, und 
die Pandora genannt. B. N0. 77.  H. 12 Z. Br. 8 Z. 6 L.  Hin- 
sichtlich der Erklärung dieses Bildes ist man noch nicht im Reinen, 
sicher scheint jedoch zu seyn, dass Dürer die Fortnna im Sinne hatte. 
Der Kopf der nackten geflügelten Göttin soll nach einigen Bildniss 
der Agnes Frey seyn, allein Dürer hätte mit diesem ziemlich alten, 
unschönen Kopfe seiner Gattin nicht sehr geschmeichelt. Auch stimmen 
die Züge nicht mit dem Bildnisse der Frau Agnes. Die prosaische Er- 
klärung, welche Heller II. S. 469 gibt, dass nämlich das goldene Ge- 
fäss in der Rechten der Fortuna, und der Zaum in der anderen Hand, 
auf Dürer's Onkel, den Goldschmied und Zaummacher sich beziehen, 
ist gewiss imstatthaft, und entstand wahrscheinlich auf die Behauptung 
Sandrarüs hin, dass das Städtchen in der Landschaft Eytas bei Jula 
in Ober-Ungarn sei. Da lebten nach Dürer's eigener Angabe der Onkel 
Goldschmied und der Onkel Zaummacher. Dem A. Dürer müssen wir 
einen höheren Gedankeniiug zutrauen. Ihm schwebte wohl die Idee 
vor, dass der Mensch, welcher im Glücke ist und Schätze besitzt, sich 
mässigen müsse, indem dasselbe, wandelbar und treulos, ihm auch 
wieder den Rücken kehren könne. Und schon erhebt sich die Fortuna 
über den Dunstkreis der Stadt, um zu entiiiehen. Diese Erklärung ist
	        
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