DÜRER.
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Saulls, welchen Passavant für DÜYBIJS ersten Versuch im Stiche halt.
Die Behandlung desselben hat die grösste Aehnlichkeit mit der des
grossen Couriers, sie ist jedoch etwas roh und unbeholfen, aber tüchtig
und sehr lebendig in der Zeichnung. Viele Eigcnthümlichkeiten er-
innern auifallend an andere Werke des Meisters, namentlich auch die
Landschaft. Saulus sitzt auf dem zur Erde iliederknieenden Pferde,
mit der Rechten die Zügel fassend und die Linke erhebend zum Schutz
gegen den Glanz von oben, wo Christus in Wolken erscheint. Links
hinter Saulus befindet sich ein niedergestürzter Reiter mit Turban,
rechts enttlieht einer. Im Grunde links steht eine Burg, rechts auf
dem breiten Flüsse bemerkt man ein Segelschiff. Auch nnbeschriebene
Spruchbänder kommen vor. Passavant hält dieses Blatt für ein Uni-
cum. In der k. k. Sammlung zu Wien ist aber ebenfalls ein Exemplar.
Vielleicht führte eine alte Zeichnung den Lambert Hopfer auf die
Idee, seiner Copie der Passion von Dürer, B. 3- 16, die Darstellung
der Bekehrung des Saulus beizufügen. Bartsch beschreibt dieses Blatt
N0. 21 nur kurz, und kannte die beigefügte Textplatte nicht, welche
folgendermasseu anhebt: Lucas von der apostel geschieht an dem IX. eap.
Saulus aber schnauft noch mit trowen und morden wider die iünger des
herren und gieng zum kochen priester und bat in vmb brieff gen damasken
8m. 8m. Nach der Uebersetzung Luthers 1-12 Vers. Dieselbe Gom-
position hat indessen auch ein alter sächsischer Meister mit dem Mono-
gramm AI in Holz geschnitten. Der Kupferstich mit Dürerls Be-
kehrung des Saulus im Oabinet zu Dresden ist jetzt durch folgendes
Werk im weiteren Kreise bekannt: Die Bekehrung des Paulus. ein dem
Albrecht Dürer zugeeignetes, bis jetzt unbekanntes Kupferblalt aus de:
Meisters frühester Periode in lithographirtem Faesimile, mit Erklärungen
von J. G. A. Frenzel, Direktor des k. Kupferstich-Kabinett zu Dresden.
Leipzig, Rudolph Weigel 1854, fol.
21) Die fünf Apostel des Herrn, Folge von fünf Blättern, B. N0.
46-50. Diese schönen Figuren sind durch neue Copien bekannt.
1) St. Philippus 1526. H. 4 Z. 6 L. Br. 2 Z. 10 L. B. 46. Es gibt
eine tretfliche Copie von C. Müller in Düsseldorf. Die Abdrücke vor
dem Namen des Stechers sind sehr selten, gr. 8. Die zweiten, von der
verkleinerten Platte, sind bezeichnet: C. Müller sculp.. 8. Im Jahre 1846
copirte 0. Ufer aus Dresden dieselbe FigIIT.-- 2) St. Bartolomäus 1523.
H. 4 Z. 6 L. Br. 2 Z. 9 L. B. 47. C. Müller copirte dieses Blatt
meisterhaft in gr. 8. 3) St. Simon 1523. H. 4 Z. 3 L. Br. 2 Z.
9 L. B. 49. Professor Franz Keller in Düsseldorf hat dieses Blatt
sehr schön nachgestochen, gr. 8. Peter Vogel hat die Figur radirt, gr. 8.
4) St. Paulus 1514. H. 4 Z. 4 L. Br. 2 Z. 9 L. F. Keller hat
dieses Blatt sehr schön copirt, gr. 8.
22) Der hl. Hieronymus zwischen schroffen Felsen vor dem Cruci-
fixe betend 1512. B. No.59. H. 7 Z. 9 L. Br. 6 Z, 10 L. Dieses
sehr schwach auf Kupfer, nicht auf Eisen geatzte Blatt ist mit der
kalten Nadel vollendet. Die alten, höchst seltenen Abdrücke haben
Grat in den schattigen Stellen, und sind von grösster Farbenfrische.
Die zweiten Abdrücke sind schon ziemlich schwach, doch ist das Cru-
cifix und die Jahrzahl 1512 noch deutlich zu sehen. Die späteren
Exemplare sind sehr schwach und graulich, und das Grucifix mit der
Jahr-zahl ist ganz ausgedruckt. Heller N0. 770 spricht von Rostflecken
in der Platte, was sie aber nicht sind, da die Vorstellung auf Kupfer
radirt ist. Der brillante, mit Plattengrat versehene Abdruck des
Cabinets Verstolk van Soelen ging durch einen Zwischenhändler für
100 Guineen in's brittische Museum über. Hr. Oornil d'0rville in Frank-
furt am Main besitzt einen nicht minder schönen Abdruck mit Grath.
Monogrammisten. 15