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DÜRER.
350.
Mouogrammen auf Kupfersticlnen.
Die oben gegebenen, auf den Originalen durchgezeichneten Mono-
grammen findet man auf Kupferstichen, und sie wiederholen sich grösser
oder kleiner in verschiedenen Lagen, tlieils auch in die Höhe gezogen.
Die Zeichnungen und Gemälde tragen ebenfalls Monogrammen dieser
Art, hinsichtlich der Copien bleibt es aber dem Sammler Dürerischer
Kunstprodukte überlassen, dieselben von den Originalen zu unterscheiden.
Oefters sind auf Copien Abweichungen im Namenszeichen zu bemerken.
Bartsch und Heller haben viele Merkmale zur Unterscheidung von Ori-
ginal und Copie angegeben, der Anfänger kann aber dennoch getäuscht
werden, während der Kenner selbst mit den täuschendsten Copien nur
selten in Verlegenheit kommt. Die meisten der gegebenen Zeichen gelten
als Repräsentanten der vielen Monogrammen, welche aufDüreWs Werken
vorkommen, und in anderen Schriften über diesen Meister nicht so ge-
nau copirt sind. Desswegen geben sie für den weniger erfahrenen Sammler
auch einen Anhaltspunkt zur Unterscheidung der Copien. Der erklärende
Text zu den oben S. 150 von 1-22 nummerirten Zeichen, welche hier
wiederholt werden, gibt den Grund an, warum auch noch in anderer Hin-
sieht dieselben für nothwendig befunden wurden. Er enthält zugleich Sup-
plemente zu Bartsch und Heller, so wie wir überhaupt durch diesen Ar-
tikel eine Ergänzung der Werke der genannten Schriftsteller beabsicht" en.
Das erste Zeichen mit Mill-mm
Tafel, findet man auf eineiä gest en
t, Copie des Holzschnittes mit er Dreieinig-
X keit, B. N0. 122. Dieses schöne, von Heller
S! l i'll und Ba.rtsch nicht erwähnte Blatt könnte
J J i". von Marc Anton herrühren, weicht aber
Hi doch wieder von den bekannten Copien
Ikl desselben iu vielen Dingen ab. Der von
E Heinecke im Dict. des artistes p. 377 No. 15
du, unter Marc Anton's zweifelhaften Blättern
1' erwähnte Stich kann es nicht seyn, da
dieser auf der Tafel unter der Zahl 15 das Monogramm aMARr , und
unter der Zahl 11 die Buchstaben SI-Fe zeigt, und überdiess die
Adresse des Nicole Nelli von 1566 trägt. Diese Copie ist von Ma-
tinus Reta Sebeilzanus, und hat mit der unsrigen nichts gemein.
Die Tafel auf dieser steht unten in der Mitte, nicht ganz unter den
beiden Windköpfen. H. 15 Z. 3 L. BÜZ. 5112 L.
Das abweiche onogramm No. 2 steht auf
dem berühmten Blatte mit Ritter, Tod und Teufel,
von Bartsch No. 98 „Le cheval de la mort", von
anderen „Le manege" genannt. Einige glaubten,
Dürer habe den Ritter Franz von Sickingen vor-
D gestellt, wie ihn auf dem Zuge im öden Walde
der Tod und der Teufel an sein Ende und seine
Strafe erinnern. Allein der Ritter sitzt fest und
unbekümmert auf dem Pferde, und der Hund unter diesem zieht wohl
auch nicht vor den Gespenstern den Schweif ein. Sandrart erkennt
daher in dieser Darstellung mit mehr Recht einen christlichen Ritter,
welchen weder Tod noch 'l'eufel abhält, seinen Weg zu gehen, und der
vor keiner Gefahr zurüekbebt. Auf den Sickingen führte wahrschein-
lieh das S im Täfelchen, und es wäre wohl möglich, dass sich Dürer
denselben unter dem Ritter gedacht habe, aber nicht um dessen Ende
und. Strafe in der Hölle anzudeuten. Der Ritter Franz von Sickingen
war ein Mann nach Dürer's Sinn. Er verabscheute den Despotismus,