DÜRER.
Nr. 350.
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Zeichnungen aber, auf welchen dieses Zeichen fehlt, könnten für Dürer
genommen werden. Anders ist es aber mit den Copien eines W. G. Hirt,
welcher um 1629 viele Federzeichnungen Dürerls so genau nachmachte,
dass man getäuscht werden kann. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
copirte ein uns ebenfalls unbekannter Wernek Zeichnungen von Dürer.
Das Portrait eines alten Mannes in geistlicher Tracht, Büste nach links,
hat er 1794 auch auf Kupfer nachgeahmt. Dieses Blatt trägt Dürer's
Zeichen mit der Jahrzahl 1521, kl. 4.
Wie nun Holzschnitte und Zeichnungen im Charakter des A. Dürer,
oder der älteren Nürnberger Schule, in späteren Tagen mit dem Mono-
gramme des Meisters versehen wurden, so ist dieses auch mit Ge-
mälden der Fall. Dürer's Werke dienten sowohl gleichzeitigen als spä-
teren Künstlern des 16. Jahrhunderts zum Vorbilde, und Gemälde
derselben wurden durch eine verweriliche Industrie durch Beifügung
des Monogramms unterschoben. Einigen Bildern dieser Gattung liegen
auch Zeichnungen von Dürer zu Grunde, andere wurden nach Holz-
schnitten componirt, und wenn auch die Färbung und die Behandlung
im Allgemeinen mit den Gemälden des Meisters Albert stimmte, so war
es um so leichter, durch ein Falsum Gewinn zu ziehen, da Dürer durch
alle Jahrhunderte zahlreiche Verehrer hatte. Die Anzahl der Gemälde
mit DürerÄs Zeichen, an welche er den Pinsel nie gelegt hatte, ist ge-
wi ht sehr klein, es möge sich aber der glückliche Besitzer nach
Bär täuschen. Der Kenner sieht in solchen Fällen nicht auf das
Monogramm, sondern forscht nach den untrüglicheren Kennzeichen der
Originalität, oder der Nachahmung. Uebrigens lebte um die Mitte des
16. Jahrhunderts ein Künstler, welcher sein Monogramm mit Recht aus
AD formen durfte, gesetzt auch, dass er das Zeichen Dürer's nachahmte.
Seine Gemälde sind weder Copien, noch absichtliche Nachahmungen
unsers Meisters, sondern tragen nur den Charakter der älteren ober-
deutschen Schule. Wir hatten Gelegenheit zwei Bildnisse genauer zu
untersuchen. Das eine gibt die Büste eines Fürsten im Harnisch in
blossem Kopfe und mit vollem Barte. Der Grund ist dunkel, und links
oben in diesem steht das Monogramm, wie es Dürer formte. Von einer
späteren Einzeichnung kann keine Rede seyn, da das Zeichen durch
das Putzwasser nicht im Geringsten angegriffen wurde. Man erkennt
auch auf den ersten Blick, dass Dürer das Bild nicht gemalt haben
konnte. Ueber dem Kopfe des Mannes steht: Duo Jean Cusimire. Dieser
Herzog scheint ein Mitglied der polnischen Königsfamilie zu seyn. Das
Gegenstück stellt eine ju ame in polnischer Tracht vor, und hat
ebenfalls oben links das 'ramm. Der Verfertiger dieser Portraite
lebte demnach wahrscheinlich in Polen, und könnte der Sohn des Hans
Dürer seyn. Letzterer, der Bruder des Albert Dürer, wurde Hof-
maler des Königs von Polen, und scheint nach 1540 nicht lange mehr
gelebt zu haben. Die erwähnten Bildnisse stammen aber aus einer spä-
teren Zeit, und es Ware wohl möglich, dass Hans Dürer einem Sohne den
Namen Albrecht gegeben habe. so dass dieser als Maler sieh eines Mono-
gramms bedient hätte, welches j encm seines grossen Onkels nachgebildet ist.
Andreas Dürer, ein zweiter Bruder Albrechts, war Goldschmied, als
welcher er vielleicht auch die Malerei geübt hat. Es wäre aber wohl
zu gewagt, wenn man annehmen wollte, dass irgend ein Gemälde in der
Weise des Alb. Dürer von ihm herrühre, und selbes von ihm selbst mit
einem Monogramme bezeichnet sei, welches an jenes seines Bruders
erinnert. Dieser Andreas Dürer könnte aber Kupfer- und Holzplatten,
welche ihm bekanntlich durch Erbschaft seines Bruders Albrecht zu-
kamen, mit dem Monogramme des letzteren versehen haben, woraus die
abweichende Form des Zeichens zu erklären wäre.