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DÜRER.
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fession vorhanden waren, scheint Dürer das Messer nur wenig mehr
zur Hand genommen zu haben, doch ohne es selbst in der letzten Zeit
ganz zu verschmähen. Auf dessen eigenhändige Formschnitte werden
wir unten in den Zusätzen zu Bartsch und Heller hinweisen, und hier
ist nur noch zu bemerken, dass in der neuesten Zeit R. Weigel zur
anschaulichen Begründung der Eigenhändigkeit tblgexidcs Prachtwerk
herausgegeben hat: "Holzschnitte berühmter Meister: Eine Sammlung von
schönen, charakteristischen und seltenen Oriyinal-Formschnitten. oder Blät-
tern, welche von den Erfindern, Malern und Zeichncrn eigenhändig ge-
schnitten worden sind. In treuen Copicn von bewährten Künstlern unserer
Zeit und als Bildwerk zur Geschichte der Holzsch dek-unst. I-XVI. Heft.
Leipzig 1851 fol. ß
Bartsch VII. p. 30 beschreibt 108 Kup erstiche und 170 Holz-
schnitte von Dürer, und fügt dann noch einen Anhang von 62 weiteren
xylographischen Blättern bei, welchen nach seiner Ansicht grösstentheils
nicht einmal eine Zeichnung von Dürer zu Grunde liegt. Heller ver-
mehrt das Werk bedeutend, so dass er mit Aufzählung der Copien ein
sehr dickleibiges Buch zusammengebracht hatte. Allein Dürerls Werk,
wie jetzt geordnet, ist zu reich, als dass alles von ihm und nach seinen
Zeichnungen gefertiget seyn könnte. Dürer hat indessen selbst vieles
aufgenommen, da er Handel trieb, und auf seinen Vortheil sah. Andere
Blätter, darunter einige vortreffliche, kamen aber erst später dazu, in-
dem sie, obwohl im alten und ilnverfälschten Zustande anonym, theils
mit Dürer's Monogramm versehen wurden. Die dazu gedruckten alten
Adressen mussten daher weichen, aber zuweilen findet man noch einen
ursprünglichen Druck mit der Adresse, welche das Falsum offenbar
macht. Diess ist namentlich mit Holzschnitten der Fall, es sind aber
auch unter den Kupferstichen etliche Blätter, welche nicht von Dürer
herrühren sollen, wie die sogenannte Maria mit dem Schmetterling
B. 44, die Dreieinigkeit B. 27, die Kriegskneehte B. 88, 8m. Ueber
diese Blätter werden wir unten bei Angabe der Monogrammen handeln.
Eine neue Ordnung des Dürefschen Werkes, welche besonders B. von
Rumohr empfiehlt, und zwar in der Art, dass auf die echten Blätter
DüreNs jene der Nürnberger Schule folgten, ist aber nicht ohne Schwierig-
keit, und würde auch nicht allgemein beifällig aufgenommen werden,
da man einmal gewohnt ist, viele Dürer'sche Blätter zu besitzen, und
jetzt selbst zweifelhafte theuer zu bezahlen, besonders mit Papierrand.
Anstatt auszuscheiden, wurden in neuerer Zeit dem überreichen Ver-
zeichnisse bei Heller sogar noch einige Blätter hinzugefügt. Desswegen
haben wir zusammengefasst, was uns als Supplement zu Bartsch und
Heller nothwendig zu seyn scheint.
Auch unter den vielen Zeichnungen, welche dem A. Dürer zuge-
schrieben werden, dürften viele als unächt auszuscheiden seyn, ob-
gleich sie mit dem Monogramme versehen sind. Es wurden schon im
16. Jahrhunderte Dürefsche Zeichnungen genau copirt, und im Ver-
laufe der Zeit viele andere Zeichnungen in der Weise des Meisters zu
Originalen gestempelt. Unten, bei der Hinweisung auf die Monogrammen
N0. 13, begegnen wir sogar einem Gegenfüssler Dürer's als Zeichner,
welcher sich eines ähnlichen Monogramms bediente. Ein angeblicher
Schüler Dürer's, Namens Anton Moller, hatte viele Originalholzschnitte
trefflich und täuschend mit der Feder nachgezeichnet. Eine Sammlung
von 65 solcher Blätter war früher im Besitze des Ingenieurs Sechter
zu Prag, und wurde in MeusePs neuem Museum I. 240 beschrieben.
Aus Sechter's Sammlung erwarb Graf Sternberg-Manderschcid diese
Zeichnungen, wie FrenzePs Catalog V. S. 45 ff. ausweiset. Moller wollte
aber nicht täuschen, denn er setzte häufig sein eigenes Monogramm bei,