Volltext: A - CF (Bd. 1)

DÜRER. 
350. 
151 
geben hat, welcher jenen einer früheren Periode an Werth und Interesse 
weit übertrifft. Ueber die Literatur verbreiten wir uns hier nicht weiter, 
da sie "in der Einleitung des ersten Heftes angegeben, und auch an den 
betreffenden Stellen berücksichtiget ist. 
Zum weiteren "Verstandniss müssen wir aber auch noch den Streit- 
punkt wegen der Eigenhändigkeit von Malerformschnitten berühren, da 
dieser durch den Ausspruch des hochverdienten Adam von Bartsch: 
„dass es die alten Maler unter ihrer Würde gehalten hätten, selbst in 
Holz zu schneiden," noch nicht gehoben ist. Man hatte sich indessen 
der übrigens anerkannten Autorität des genannten Schriftstellers nie 
vollkommen unterworf es entbrannte aber kein gelehrter Streit, als 
Heller 1823 in seiuüeschichte der Formschneidekunst S. 161 die 
Behauptung wagte, Albrecht Dürer nicht nur bei den meisten 
Formschnitten die Zeichnung auf die Holzplatten gemacht, sondern auch 
Köpfe, Hände und andere Hauptparthien mit der feinen Schneide, d. h. 
dem Messerchen, umschnitten habe. Der Kampf begann erst nach dem 
Erscheinenvon C. F. v. Rumohfs Schrift: Hans Uolbein der jüngere in 
seinem Verhälmiss zum deutschen Formsrhnitlwesen (mit Zusätzen von R. 
Weigel). Leipzig 1836, und als dieser Schriftsteller im folgenden Jahre 
in dem Werke: Zur Geschichte und Theorie der Formsclmeidekunst, noch 
entschiedener für die Eigenhandigkeit Dürerhicher Formschnitto sich 
ausgesprochen hatte, wurde zunächst im Stuttgarter Kunstblatte u. s. w. 
eine heftige Polemik pro et contra geführt. In Folge derselben erschien 
eine neue Flugschrift von A. E. Umbreit: Ueber die Eigenhdndigkeit der 
Malerformsrhnieze. Leipzig 1840. und diese ist wahrscheinlich noch nicht 
die letzte, da man sich, wie es scheint, selbst nicht einmal dahin ver- 
ständigen will, dass Dürer unter den vielen ihm zugeschriebenen Blät- 
tern wenigstens einen geringen Theil selbst geschnitten habe. Sie alle 
für eigenhändige Arbeiten zu erklären, fallt überhaupt keinem Sach- 
kundigen ein. Es sind aber so viele, noch immer ungeschwächte Gründe 
vorhanden, dass Dürer selbst, anfangs zum Erwerb, dann nach Lust 
und Laune, in der so malerischen Kunstart des Formschneidens sich 
eigenhändig versucht habe. Und gerade durch eine unmittelbare Theil- 
nahme konnte in seiner Schule der Formschnitt von der früheren küm- 
merlichen Beschränktheit zu jener Freiheit und Grösse sich emporheben, 
welche wir in den xylographischen Erzeugnissen seiner Zeit bewundern. 
Die alten, zünftigen Maler waren nicht so vornehmer Natur, dass sie 
den Vortheil, welchen ihnen das Schneidmesser einbringen konnte, ver- 
schmahen zu müssen glaubten, und namentlich lag es im höchsten In- 
teresse DÜYQIJS, den Eormschnitt durohzubilden, da er die Apokalypse 
und die Passion sicher nicht zum Zeitvertreibe, sondern um daraus 
Nutzen zu ziehen, illustrirt hatte. Es ist kein Formschneider aus jener 
frühen Zeit bekannt, welcher mit solcher Meisterschaft gearbeitet hat, 
und da überhaupt mit dem Erscheinen dieser Werke eine neue, glanz- 
volle Epoche der Formschneidekunst beginnt, so liegt es auf platter 
Hand. dass nur Er im Stande war, jener früher so beschrankten Kunst 
den Stempel der Vollendung aufzudrücken. Den alten Malern lag ge- 
wiss das Schneidmesser naher, als den modernen. Erstere waren meistens 
zugleich auch Bildsclinitzer, und besessen daher jene Handfertigkeit, 
welche zur Führung des Messers und des Grabeisens erfordert wird. 
Der unten beschriebene Holzschnitt von 1497, die Ritter mit den 
Todtengerippen, wird als Beweis für Düreris frühe Handhabung des 
Schneidemessers nicht zurückgewiesen werden können. Der erste Ver- 
such ist ihm zwar misslungen, was aber einen so beharrlichen Meister 
nicht abschrecken konnte, das in seinem Geiste vorgezeichnete Ziel 
weiter zu verfolgen. Erst dann, als geschickte Foimsrähnieider von Pro- 
5
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.