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sein Namenszeichen nicht angebracht haben, es ist aber auch die Stelle
zur Bezeichnung des Tauf- und Familiennamens der Dame eine unge-
wöhnliche. Wer diese sei, ist nicht bekannt; sollte sie aber dem
Künstler nahe gestanden seyn, so möchte es nicht zu gewagt erscheinen,
wenn man seine und der Dame Namenschiffre in der Haarschnur ver-
muthen wollte. Der Referent im Kunstblatte glaubt, das Bild sei von
Giovanni Bellini, oder von dessen Schüler Gio. Battista Cima da Coneg-
liano gemalt. In diesem Falle könnte man l B im zweiten Monogramme
auf Johannes Bellini deuten, das Zeichen AC bliebe aber für ihn ohne
Bedeutung. Dagegen könnte man ohne Zwang Johannes Baptista Oima
A Oonegliano lesen. Im Catalogue du Musee du Louvre par M. Villot
wird aber das Bildniss dem "Vittore Oarpaccio zugeschrieben, so dass
die Deutung der Zeichen auf einen anderen Künstler vereitelt wäre.
Allein O. Mündler (Essai d'une analyse critique de la notice des tab-
leaux italiens du Musee du Louvre p. 56) spricht das Bild dem V. Car-
paccio entschieden ab, und halt es für das Werk eines Malers der
Schule von Mailand, oder Ferrara, und schliesst jeden Venezianer aus.
In diesem Falle fallt auch die Deutung auf G. Bellini, oder G. B. Cima
da Conegliano weg, da diese Künstler zur venezianischen Schule zahlen.
Die Zeichen des Stirnbandes der unbekannten Dame bleiben daher
ein Räthsel.
270. Adrian Huberti, Kunsthandler von Antwerpen, soll nach
man Brnlliot I. No. 208 Blatter aus seinem Verlage mit diesem
lt c Zeichen -versehen haben. Allein das lllonogrannn scheint
aus den Buchstaben AC zu bestehen, und daher ist es um so weniger
für das Adresszeichen Hubertils zu nehmen, als dieser Kunsthändler
gewöhnlich mit den verbundenen Buchstaben AH zeichnete. Wir ver-
muthen daher unter dem gegebenen Monogramme die Adresse des jün-
geren Adrian Collaert, auf welchen wir N0. 262 aufmerksam gemacht haben.
Huberti soll auch in der Weise des Jakob Callot und Antonio
Tempesta Blätter gestochen haben. Sollte auf solchen Blättern das
obige Zeichen vorkommen, so rühren sie wahrscheinlich von A. Collaert
jun. her. Er war Hubertfs Zeitgenosse gegen Ende des 16. Jahrhunderts.
271. Johann Andreas Graf, welcher Bildnisse, architektonische Dar-
stellungen, Blumen u. s. w. malte, soll nach Christ
{hilonogn-Erkl. S. 93) der Träger des ersten Zeichens
ß seyn. Dieser Schriftsteller bildete aber sein Mono-
, grannn wahrscheinlich aus dem zweiten Zeichen, welches
auf den radirten Blättern des J. A. Graf, und auch auf Stichen nach
seinen Zeichnungen vorkommt. Es ist JG zu lesen, und daher kommen
wir darauf zurück. Graf starb in Nürnberg 1701.
272. Unbekannter Kupferstecher, welcher in der zweiten Hälfte
JH des 17. Jahrhunderts in Nürnberg gelebt haben dürfte. Nach einer
gefalligen Mittheilung des Herrn Börner findet man dieses Zeichen
rechts unten auf einem Blatte mit dem Brustbilde eines Mannes, welcher
eine Blume in der Rechten halt. Auch in dem einfach schraffirten
Grunde sind Blumen angebracht. Auf der Schriftrolle unter dem Bild-
nisse steht: Ferdinand Waldt. glasser. ward geborn In der kaysHaubt-
statt Wien A. 1624. Starb In Nürnberg Aüo 1675., gr. 8.
273. Agostino Oarracoi, Maler und Kupferstecher, geb. zu Be-
logna 1557, gest. zu Parma 1602. Die Yerdienste der
fG , ß Carracci und ihrer Schule sind langst gewürdiget, da
sie eine neue Epoche in der Malerei herbeiführten. Agostino, berühmt
durch seine Bilder der Communion des hl. Hieronymus, der Hinmiel-