Volltext: A - CF (Bd. 1)

ABF. 
216. 
Mehrere Folgen erschienen ursprünglich in seinem Verlage, andere 
wurden von Jacques Lagniet, Louis Boissevin, Jan van Merlen (in Paris), 
Picrre Mariette, und später von Drevet, Gallais die. verlegt. Die älte- 
sten Blätter sind von 1648, und somit kann der Künstler nicht 1564 
geboren seyn, wie Basan angibt. Nach 1664 hörte er zu arbeiten auf, 
nach unsäglichem Fleisse. Bartsch, P. gr. V. p. 173 HI, beschreibt nur 
152 Blätter, Robert-Dumesnil P. gr. fr. V. p. 135 zählt aber 584 auf, 
und auch damit ist das Werk noch nicht geschlossen. 
A. Flamen war höchst wahrscheinlich ein Franzose, da er, wie 
Robert-Dumesnil behauptet, an den Unterhaltungen, Festen, Revolten 
und religiösen Controversen des Landes mit einer Freiheit theilnahm, 
welche sich ein Fremder nicht erlaubt hätte. Liebhaber des Weines 
und fröhlicher Gesellschaften, und Gelegenheitsdichter componirte er 
„Le nouveau retablissement de Petat bachique", und „Le Triomphe ba- 
chique di vin vieux dissipe par le nouveau", zwei grosse Blätter mit 
Versen, aber ohne Namen. Wfahnsinnige Lust athmet seine „Carte des 
Etats du grand-duc dlOsmeosfi, womit man nur den um zwei Jahrhun- 
derte späteren "Almanach des gourmands de Grimörl de la Rcyniere" 
vergleichen kann. Auch die Carte des Osmeos hat Verse von Flamen, 
trägt aber seinen Namen nicht. Zur Zeit der Fronde war er gegen 
den Hof, und sein "Chateau de Marcoussy" hatte den Zweck, das Volk 
zum Mitleid für die daselbst gefangenen Prinzen zu stimmen. Seine 
anti-höfische Gesinnung spricht auch eine vergessene Episode aus der 
Zeit der Fronde aus, das "Campement de Parmee de Gaston de France, 
duc (P0rleans, au faubourg St. Victor". Er theilte aber auch wieder 
die Freude des Volkes beim Einzug der Königin von Schweden in 
Paris 1656. Die Abbildung dieser Festlichkeit, wobei die Königin zu 
Pferd erscheint, erschien ohne Flamen's Namen bei Lagniet „au fert 
L'Euesque". Auf zwei anderen grossen Blättern stellte er 1660 die 
Festlichkeiten bei der Vermählung Ludwig XIV. vor. Besonders ver- 
hasst war ihm der Jansenismus. Er geisselte dessen Anhänger in zwei 
grossen Blättern: „Le Jansenisme foudroye" (1653), und "Nouveaux 
Pharisiens voyez vostre peinture dtc." Das zweite dieser grossen Blätter 
ist die Decoration des Almanach von 1660. 
F lamen war auch Maler. Er nennt sich als solcher auf mehreren 
Blättern. N. Poilly und J. Boulanger stachen nach ihm das Bildniss 
des Arztes und Mathematikers Jean Baptiste Morin, und des Dichters 
Jean Renaud de Segrais. Seinen Ruf gründete er aber als Kupfer- 
stecher. Er radirte die Platten zart und leicht an, und überging sie 
dann mit der kalten Nadel und dem Stichel. Diese Blätter haben 
Aehnlichkeit mit jenen des W. Hollar. Nur 24 Stiche sind nach fremder 
Zeichnung gefertiget, nämlich die Ansichten der Augustiner-Klöster 
nach P. Luvin in 19 Blättern mit den Titeln, und 5 Landschaften nach 
Israel Sylvestre, wie Robert- Dumesnil behanpt. P. Luvin's Werk hat 
den Titel: Orbis Augustinianus sive conventuum ordinis Eremitarum 
S. Augustini chorographica et topographica descripto. Autore R. Adm. 
P. Augustino Lvbin dzc. Parisiis  1659, fol. Zu den Hanptwerken 
des Künstlers gehört aber die Folge von 15 kleinen Darstellungen auf 
einem Blatte unter dem Titel: Les dix commandemens de Dieu, und: 
Les cinq commaudemens de Leglise. A Paris chez Albert Flamand- 
1648. Diese Bilder sind geistreich in Callotls Manier behandelt. Im 
figürlichen Fache war indessen Flamen nicht wohl bewandert, da ihm 
das Talent der Gruppirung fehlte. Auch seine sonst sehr schönen 
Landschaften haben Mängel, indem er die Bäume schlecht behandelte, 
und auf die Abstufung von Licht und Schatten wenig achtete. Dagegen 
aber stellte er die Fische meisterhaft und mit einer Wahrheit dar,
	        
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