Einleitung.
gewiss die geringste Zahl ausmachen. Darunter zähle ich mich aber
durchaus nicht, glaube im Gegcntheile, dass mir sehr vieles unerreich-
bar ist, und rechne daher auf allseitige Unterstützung.
Die Väter der Kunstgeschichte befassten sich mit der Zeichendeutung
wenig, und nie in dem Masse, dass man sich bei ihnen über hlonogrammen
und Initialen genügenden Rath erholen könnte. Vasari, welcher 1550
seine Vice de piit eccellenti Pittori etc. zuerst durch den Druck bekannt
machte, geht darüber ganz leicht hin, und auch G. van Hau der spricht in
seinem Schilder-Bock von 1603 nur zuweilen von llIonogrammr-n, wenn er
auf Kupferstiche und Holzschnitte (Prenten) der von ihm erwähnten Mei-
ster aufmerksam macht. Er gibt aber kein Zeichen (Merk) in Abbildung,
und steht daher auf derselben. Stufe, wie Vasari. Joachim von San d-
rart geht aber im zweiten Theile seiner deutschen Akademie 1675 etwas
näher auf die Künstlerzeichen ein, indem er auf einigen Bildnissen,
und auch in Biographien Monogrammen bekannt machte. Sein Vor-
gänger, Mathias Guad von Kinkelbach, lieferte in seiner "Teutscher
Nation Herrlichkeit. Cöln 1609", wohl höchst schatzbare Beiträge zur
deutschen Kunstgeschichte, für die Monogrammenkunrlo leistete er aber
nichts. Man konnte zu seiner Zeit wohl nur mehr den kleineren Theil
der Monogranmien alter Meister entziffern, und auch früher war es viel-
leicht nur in Künstler-kreisen und in Druckofiizinen bekannt, welchen
Meistern die bildliche Ausschmückung der zahlreichen Werke mit Kupfer-
stichexi und Holzschnitten tibertragcn war. Das Publikum kümmerte
sich weniger um die Namen derjenigen, welche die dargebotenen Werke
illustrirt hatten. Nur die berühmtesten Zeichner sind uns durch Titel-
blätter und Vorreden alter Bücher mit Holzschnitten und Kupfcrstichen
bekannt, um die Formschneider und Stecher kümmerte man sich we.
niger, wenn die Namen der Zeichner einen guten Klang hatten. Ein
Gleiches verhält sich mit den Malwerken, welche tlieils in Kirchen und
Klöstern, theils im Privatbesitze waren. [Mit dem Erlöschen weniger
Generationen waren auch die Namen der Meister vergessen, deren
Monogrammen und (lhidern jetzt der Auslegungskunst spotten. Eben
so erging es vielleicht schon Vasari, G. van Mander und Sandrart
bei der Redaktion der Materialien zur Kunstgeschichte. Ich bin indessen
mit der Entziiferung der Monogrammen nicht immer unglücklich ge-
wesen, und habe in anderer Hinsicht mit grosser Wahrscheinlichkeit
auf Meister hingewiesen, deren Andenken kein bestehendes Künstlervcr-
zeichniss erhalten hat. Jetzt fliesseu nämlich reichere Quellen, als zur
Zeit der genannten Schriftsteller, deren Beitrage aber von unschätz-
barem Werthe sind, da ohne diese der Aufbau der Kunstgeschichte der
breiten Basis entbehren würde, auf welcher er jetzt ruht.
Wenn nun auch die Väter der Geschichte unserer Kunst für die
Monogrammenkunde wenig geleistet haben, so erwachte doch bei einigen
Kunstfreunden des 17. Jahrhunderts das Bedürfniss, Namen von solchen
Meistern aufzuzeichnen, welche Gemälde, Kupferstiche, Holzschnitte