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ansgingen. Wenn daher bei dem Bildnisse des Cardinals Albert von
Mainz N0. 47 S. 171 angegeben ist, dass ein Abdruck auf Atlas, wel-
cher um 6 Thlr. wegging, nicht entsprochen haben müsse, so können
auch andere Verhältnisse obgewaltet haben. Dem Vernehmen nach ist
der Abdruck sehr schön, und nur die vorgefasste Meinung einer ge-
wissen Autorität kann dem gegenwärtigen Besitzer des Blattes zu einem
Schatze seiner Sammlung verholfen haben. Die Exemplare auf Seide
sind den schönsten Abdrücken auf Papier mit dem Kruge gleich zu
schätzen, wenn sie des Stoifes wegen auch nicht die gleiche Schärfe
haben können. Die Abdrücke auf Atlas sind ehrwürdige Vermächt-
nisse des grossen "Meisters.
Kupferstiche.
1) Adam und Eva, No. 1 unseres Verzeichnisses S. 159. 1m
brittischen Museum ist nach Hausmann, Naumannhs Archiv IV. S. 31,
ein Probedrnck der unvollendeten Platte von bewnnderungswürdiger
Frische und Kraft. Es sind meist nur die Conturen auf das aller-
feinste umrissen. Vollendet ist links der Hintergrund, das linke Bein
des Adam, oben der Vogel und die Schlange daneben.
2) St. Hieronymus, No. 22 unseres Verzeichnisses S. 165. Im
brittischen Museum ist nach Hausmann l. c. 31 ein Probedruck vor
dem Monogramme, von einer Wärme und malerischen Wirkung, welche
den schönsten Werken des Rembrandt nahe verwandt ist und von
keinem derselben übertroffen wird. Wir haben in unserm früheren
Artikel l. e. die Vermuthnng gewagt, dass das ltfonogramm von Dürer
nachträglich eingeätzt worden sei, was durch den erwähnten Abdruck
im brittischen Museum Bestätigung findet. Die Abdrücke vor dem
Monogramme sind aber ausserst selten. Jener des genannten Museums
stammt aus der Sammlung des BaronVerstolck von Seelen und kostete
100 .6. Ein sehr schöner Druck mit dem Monogramme, und mit breitem
Rande aus derselben Sammlung galt nur 36 .16. Fast noch trefflicher
ist aber das Exemplar des Herrn Cornill d'0rville in Frankfurt am
Main. Abdrücke solcher Art sind gegenwärtig gezahlt, und scheinen
überhaupt nie zahlreich gewesen zu seyn. Häufiger sind die schwächeren
Abdrücke, in welchen zuweilen das ltlonogramm wie nachgekrazt erscheint.
3) Die Nemesis, nachgewiesen als das Blatt No. 77 bei Bartsch,
d. h. die grosse Fortuna, No. 29 unseres Verzeichnisses S. 166.
Diesen interessanten Nachweis liefert Herr Oberhaurath Hausmann
in Dr. Nanmanms und WeigePs Archiv für die zeichnenden Künste
II. S. 92. Für DÜYGWS Nemesis wird fast in allen neueren Verzeich-
nissen das von Bartsch VII p. 93 No. 79 beschriebene Blatt genommen,
welches einen auf dem Löwen sitzenden Mann mit Schwert und Waage
vorstellt. Bartsch erkannte darin die Gerechtigkeit, stellt aber die
Frage auf, ob dieses Blatt dasjenige seyn möchte, welches Dürer mit
dem Namen der Nemesis bezeichnet habe? Heller II S. 466 No. 69
belegte ohne Weiteres diesen Knpferstich mit dem Namen Nemesis,
und beruft sich auf das Tagebuch des Meisters, in welchem dieser den
Mann auf dem Löwen selbst Nemesis benannt haben sollte. Dieses
verhalt sich aber nicht so. Dürer bezeichnet die Vorstellung der Ne-
mesis nicht genau, sondern zahlt sie stets nur neben anderen Haupt-
Blattern auf, speciell neben solchen auf halben Bogen. Der Nlann auf
dem Löwen gehört aber zu den kleinen Blättern, indem der Stich nur
3 Z. 11 L. hoch und 2 Z. 10 L. breit ist. Dieser kann also nicht
gemeint seyn, und da die Nemesis immer als weibliche Figur vorkommt,
so fragt es sich, welches von den grossen Blättern zu der Bezeichnung
Nemesis geeignet sei. Hausmann verfiel auf das Blatt No. 77, bisher