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nicht aus, dass es Dürer auch zum Abdrucke früherer Platten ver-
wendet habe. Es kommt die Darstellung von Adam und Eva B. 1,
St. Eustach B. 57, die Madonna mit dem Wickelkinde B. 38, der
Traum B. 76 und das Wappen mit dem Hahn B. 100 auf dieses Papier
vor. Herr Hausmann besitzt mit Ausnahme von B. 1 seltene Exem-
plare dieser Art. Der Abstand der Drahtlinien oder der weissen Rippen
dieses Papieres, welchen ich zu ungefähr 1 Z. 3 L. angab, ist nicht
genau gemessen. Herr Hausmann hat bei zahlreichen Nachmessungen
nur eine Entfernung von 123:; bis 13514 Pariser Linien gefunden. Ich
habe vielleicht zuweilen in meinen früheren Aufzeichnungen, welche
ich nicht mehr controliren konnte, nach den Drahtlinien allein das auf
Segmenten fehlende Wasserzeichen des Papiers bestimmt; durch Herrn
Oberbaurath Hausmann belehrt, sehe ich aber jetzt ein, dass diess nicht
wohl thunlich ist, indem die Entfernung der Drahtrippen von einander
oft nicht gleich ist, da. der Siebmacher kein bestimmtes Intervallum ein-
hielt. Mein Gewahrsmann fand auf einem und demselben Bogen
manchmal Abweichungen um 1 Linie und mehr. Nach seiner Erfahrung
sind aber bei den feinen Papieren, welche Dürer zu seinen Kupfer-
stichen wählte, die Drahtlinien des Papieres mit dem Kruge die
schmaleren; denn sowohl bei der hohen Krone wie bei dem Ochsenkopf
fand er nie unter 13 Linien, am häufigsten 133]. und 1451;, sogar
Pariser Linien Entfernung. Bei den vielen durch seine Hände
gegangenen Exemplaren der Kupfersich-Passionen kam ihm niemals
der Krug als Wasserzeichen vor. Die schönsten Abdrücke derselben
haben in der Regel den Ochsenkopf, namentlich solche mit breitem
Rande. Wenn aber dieser, wie so häufig, fehlt, bemerkt man nur ein-
zelne, oft kleine Theile, da Dürer nach seiner Angabe vier Platten
auf einen Bogen drucken liess. Bei anderen sehr schönen Abdrücken,
welche aus den Niederlanden stammen, wo sie Dürer auf seiner Reise
verkauft haben dürfte, fand Herr Hausmann die hohe Krone ohne
Lilie, doch etwas kleiner als die oben bezeichnete. Bei sehr egalen
und klaren, aber doch noch schönen, wenn gleich nicht sehr schwarzen
Abdrücken, wie z. B. in dem Exemplare mit breitem Rande des k. Ca-
binets in Berlin, zeigt sich nach Hausmann das Wasserzeichen des
Globus mit Strich und Stern darüber. Dasselbe Zeichen bemerkt man
auch in sorgfältigen Abdrücken der kleinen Ilolzschnitt-Passion mit
Text. Das Papier mit dem Globus ist neuer, als die Papiere mit den
oben erwähnten Zeichen, man muss aber doch annehmen, dass es von
Dürer selbst noch benützt wurde, da er die Passion mit Text ver-
kaufte. Die alten, untadelhaften Abdrücke ohne Text im k. Cabinet
zu München haben kein Wasserzeichen. Es fehlt auch der Titel, in
welchem vielleicht ein solches zu bemerken ist. Das Titelblatt muss
überhaupt sehr früh abhanden gekommen seyn, da es selbst in schönen,
alt eingebundenen Exemplaren ohne Text fehlt. Das von mir N0. '36
S. 170 angegebene "Wasserzeichen eines Dreiecks mit verlängerten
Seitenschgnkeln virill ich nicht mehr vertlieidigen, da, wie oben nach
Hausmann bemerkt, die Vorstellung des auf der Ofenbank schlafenden
Mannes B. 76 in schönen Abdrücken oft mit dem Ochsenkopfe vor-
kommt. Das muthmassliche Dreieck ist vielleicht der untere Theil
des grossen Ochsenkopfesy welcher auf kleinen Blättern nicht selten
allein sichtbar ist.
Hinsichtlich der Abdrücke auf Atlas kann ich die von Direktor
Schorn in Berlin aufgestellte und von Vielen getheilte Meinung, dass
dieselben in einer späteren Zeit, oft lange nach Dürer gemacht waren,
nicht theilen. Ich glaube mit Heller u. A., dass diese Abdrücke von
Dürer's Hand kommen, und von diesem grösstentheils als Geschenke