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Claude Corneille vindicirt, auch das unähnliche Bildniss des Königs
Franz I., welches in späteren Ausgaben der Portraitsammlung durch
ein getreueres ersetzt wurde. Zur Herausgabe jener Königsbildnisse
bewog ihn wahrscheinlich ein früheres Werk mit Holzschnitten von
Jean Bouchet, welches unter folgendem Titel erschien: Les ancicnnes
et modernes Genealogies des Ro-ys de france o! mesmemcnt du Boy Phara-
mond. Aucc leurs Epitaphes et Effigies. Poiclicrs, le 27 nouembrc 1531, 4.
Dieses Buch enthält die Bildnisse der 57 ersten Könige von Frank-
reich, welche auch in Ausgaben von 1537 und 1545 vorkommen. Der
Meister C C stach die Bildnisse der Könige Pharamond, Olodion,
Clovis I. und Glotar II. genau von der Gegenseite in Kupfer nach,
die Bildnisse von Meroväius, Ohildebert I. u. II., Clotar 1., Charibert,
Chilperic 1., Dagobert I., Charlemagne, Charles le Chauve, Louis
d'Outren1er, Henry I. und Louis XII. dienten ihm nur zu Studien, da
die meisten Portraite sowohl nach den Gesichtszügen, als nach dem
Costüme ohnehin der Phantasie angehören. Alle anderen Bildnisse
seiner Sammlung sind aber nach neuen Zeichnungen gestochen, und
die Vorbilder waren in der Sammlung des Meisters Corneille in
Lyon zu finden.
Corneille muss aber von 1546 an, seit dem Erscheinen der Epi-
tomes des Roys 8220., die Sammlung bedeutend vermehrt haben, indem
die Königin Catharina de Medicis im Hause des Künstlers nicht nur
ihr eigenes Jugendbildniss, sondern auch die Portraite ihrer Prinzes-
sinnen sah. Sie selbst konnte auf solche Weise nur gegen 1550 ge-
malt worden seyn, und die Bildnisse der Prinzessinnen Töchter musste
Oorneille wenige Jahre vor dem Besuche der Königin nach Original-
Portraiten copirt haben, da sie die Königin und ihre Begleiter so
ähnlich fanden. Bei dieser Gelegenheit machte der Herzog von Ne-
mours der Mutter grosse Schmeieheleien wegen ihrer Schönheit, und
wer wissen will, was er gesagt, und die Königin geantwortet hat, lese
entweder die Memoiren des Brantome nach, oder den Auszug bei M.
de Laborde 1. c. p. 77. Der Besuch der hohen Herrschaften in Lyon
fand gegen 1570 statt, und Felibien muss daher mit seinem Cornel
Corneille im Irrthum seyn, oder es handelt sich vielmehr um einen
ganz anderen Künstler, da er diesen 1554 im 51. Jahre sterben lässt.
Allein er spricht deutlich von dem Besuche der Königin Catharina
mit ihren Töchtern im Hause des Meisters Corneille, und beruft sich
auf Brantöme. Wenn Felibien ferner sagt, dass C. Corneille unter
der Regierung Franz 1., Heinrich II. und Carl IXQ gearbeitet, und
eine Menge von Bildnissen gemalt habe, so könnte man auch glauben,
die Portraite dieser Fürsten und ihrer Angehörigen seien nach dem
Leben gemalt; allein das erwähnte Bildniss des Königs Franz fallt
in eine Zeit (1514), in welcher Corneille wohl noch ein Knabe war,
und dass er in Seiner Sammlung dem allergrössten Theile nach nur
Copien von anderen Gemälden besass, hat Graf L. de Laborde wohl
zur Genüge bewiesen. Uebrigens sind seine Copien von höchstem
Interesse. Die von ihm gestochenen Portraite der französischen Könige
dienten allen späteren Werken dieser Art zur Grundlage. Robert-
Dumesnil l. _c. p. 10 verzeichnet mehrere Bücher, welche von 1562
bis 1613 in Frankreich mit solchen Bildnissen erschienen sind. Sie
enthalten alle Holzschnitte nach den Stichen des Meisters CC von
Lyon. Das Monogramm desselben steht jedoch auf den Holzschnitt-
copien nicht. Zuweilen aber iindet man es auf dem Blatte mit dem
Bildnisse des Königs Pharamond, in Copie nach einer Copie. Das
zierlichste Werk, welches durch Inspiration des Epitome des Meisters
Corneille entstanden ist, sind die Effigies regum Francorum omnium.-