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12314.
2313. Gianantonio Boltramoß Passavant macht in seiner Kunst-
reise durch England und Belgien auf ein Gemälde in der
8 Gallerie des Herzogs von Devonshire zu London aufmerksam,
(eoä welches das gegebene Zeichen trägt. Es ist diess das Bild-
8 niss eines Mädchens mit langen Haaren, nach der Ansicht
der englischen Kunstkenner ein Werk des Leonardo da Vinci.
Passavant erkannte darin den Charakter des Giovanni Antonio
Boltraffio, welcher als Edelmann unter Leonardo die Malerei er-
lernt hatte. Das Zeichen bemerkt man in der Stickerei des Gewan-
des, und es kann sich in dieser verborgenen Stelle nur auf den Maler
beziehen, nicht auf die dargestellte Dame, da die Initialen ihres Na-
mens wohl eher im Grunde, oder anderswo angebracht worden wären.
Der Buchstabe C passt indessen nicht auf den Namen Boltratiiws, und
man muss daher das Zeichen für G (Gianantonio) nehmen. Der diesen
Buchstaben bildende Hauptstrich könnte auch etwas verrieben seyn.
Von Boltrafüo oder Beltraffio kennt man ausserdem nur äusserst
wenige Werke. Die Madonna mit dem Kinde aus der Kirche della
Misericordia in Bologna bewahrt jetzt das Museum im Louvre. Der
Donator des Bildes ist Girolamo Cesi, welcher mit seinem Sohne von
dem Täufer Johannes der Heiligen vorgestellt wird. Neben dem jungen
Giacomo Cesi, welchen die Lorbeerkrone als Dichter bezeichnet, ist
St. Sebastian am Baume vorgestellt. Auf dieses Gemälde macht Lanzi
aufmerksam. Er sagt, dass es mit dem Namen des Boltraftio, jenem
des Leonardo und der Jahrzah11500 bezeichnet gewesen sei. Die
Schrift war aber zu seiner Zeit bereits unleserlich.
Boltraffio starb 1516 im 49. Jahre.
2314- Claude Bezoard, Zeichner und Formschneider, war um
1530 in Paris thätig, und scheint sich dann in Lyon
niedergelassen zu haben, da. er gegen 1550 für die
Druckerei des Guillaume Boville arbeitete. Von ihm
dürfte die grosse, mit Architektur und Figuren verzierte Titeleinfassung
der juridischen Werke des Andreas Tiraquellus seyn. Man findet sie
vor dessen Commemarius de Nobzlitate et Jure primagenitorum, welcher
1559 zu Lyon bei G. Roville in dritter Auiiage erschien. Dieselbe
Titelverzierung findet man auch in A. Tiraquelli de utroque retractu,
municipali et convmtionali, Commentarii duo. Lugduni, 1554, fol. In
Duareni Opera omnia quae eaßstant in jure civili. Lugduni, G. Rouillius
1558 kommt sie wieder vor. Im Jahre 1574 veranstaltete Sigmund
Feyerabend in Frankfurt eine neue Ausgabe der Werke des Tiraquellus,
in dieser ist aber die reiche Titeleinfassung von Jost Amman ge-
zeichnet. Auf der Rückseite ist das Bildniss des Tiraquellus gedruckt.
Die grosse Titelverzierung der R0ville'schen Druckerei ist mit obigem
Zeichen versehen, welches höchst wahrscheinlich jenes des C. Bezoard
ist. Papillon, welcher in seinem Traite etc. I. p. 136. den Künstler
Bezard nennt, spricht von einem grossen deutschen Blatte, welches der
Künstler geschnitten haben soll. Darunter ist wohl ein Holzschnitt
nach der Zeichnung eines deutschen Meisters zu verstehen, welchen
wir aber nirgends beschrieben finden. Das Titelblatt nach J. Amman's
Zeichnung kann wohl in keinem Falle verstanden werden. Marolles
nennt von einem C. Bezard Abbildungen von Cavalcaden, dieser
Künstler scheint aber ein Jahrhundert später gelebt zu haben. Gan-
dellini nennt als von C. Bezard gestochen die Zerstörung von Jerusalem,
und Aufzüge zu Pferde. Es ist nicht bekannt, dass der altere C. Be-
zoard in Kupfer gestochen habe.