RembrandUs.
Das Leben
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Rembrandts Unglückszeit durchaus nicht als dessen nach-
sichtiger Freund oder hochsinniger Gönner, als welcher er
vielfach gepriesen worden ist, sondern erweist sich als dessen
unnachsichtigster Gläubiger, der ihm keinen Ausstand be-
willigt, sondern zu baldiger Bezahlung drängt. Aus dieser
Thatsache geht hervor, dass nur die Sage ihn zu Rembrandts
bestem Freund gemacht und die Nachwelt ihn Wider die
Wahrheit zu seinem "Maecenas" gestempelt hat.
Rembrandt, der sich sonst nicht so leicht durch einen
Gläubiger überrumpeln oder ausser Fassung und Gewohnheit
bringen liess, sondern jeden anderen durch Ausflüchte, Ver-
Sprechungen etc, zu einem hoffnungsvollen, geduldigen Ab-
Warten zu bewegen wusste, bemüht sich in diesem Falle that-
sächlich, die schuldigen 1000 Gld. für Herrn Jan Six möglichst
schnell aufzutreiben. In dem reichen Kaufmann Ornia findet
81" einen Mann, der ihm die betreffende Summe vorstrecken
Will, wenn er im Stande sei, ihm einen sicheren Bürgen zu
Stellen. Den Bürgen findet Rembrandt in seinen] langjährigen
Freunde, dem Maler und Kunsthändler Ludewik van Ludick.
Rembrandt erhält darauf von Ornia das gewünschte Geld
und verpflichtet sich, die betreffende Schuldsumme, welche
dieser an Jan Six direct auszahlt, unter denselben Be-
dingungen wie gegen Six zu verzinsen und zwei Jahre später
(also i. J. 1659) abzuzahlen.
Die Jahre Schwanden indessen dahin, ohne dass in
Rembrandts Lage eine günstige Veränderung eingetreten
Wäre; und so ist es erklärlich, dass er wieder mit den Zinsen
im Rückstande geblieben war, das Capital erst recht nicht
Zahlen konnte, und dass der Kunsthändler van Ludick seiner
Pflicht als Bürge nachkommen und zur festgesetzten Zeit
an Rembrandts Stelle Zahlung leisten musste. Im März
des Jahres 1659 fordert van Ludick darauf von Rmnbrandt