Theil.
Capitel.
Die Verhältnisse können nicht drückend gewesen sein,
denn sie nöthigten Weder den Magistrat noch die Bürger-
oder Künstlerschaft Amsterdams in diesen Jahren zu grösserer
Sparsamkeit. Nach wie vor wird an der Verschönerung Amster-
dam's gearbeitet. Der ungemein kostspielige Bau des Rathhauses
schreitet rüstig weiter und beschäftigt viele Künstler, be-
sonders Quellinus, den tüchtigen Bildhauer, und die Maler
Ferdinand B01, Govert Flinck, Lievens, Thomas de Keyser,
Ovens u. a.
Desgleichen verschlingt die innere Ausschmückung der
„Neuen Kirche" grosse Summen. Der Beschreiber der Stadt
Amsterdam Filip von Zesen1) erzählt, dass allein die Kanzel
50000 Gld. gekostet habe. Höher stellte sich vielleicht noch
die Orgel, ein vorzügliches Werk an sich, dessen Aussenseite
reichen Schmuck an Bildwerken erhielt und mit Gemälden
geziert wurde; die Orgelthüren Waren sogar innen und
aussen gemalt worden. Auch wurde in dieser Kirche für den
Seehelden Hans van Galen, der sich im Kriege gegen England
ausgezeichnet und alsdann in der siegreichen Seeschlacht vor
Livorno 1653 sein Leben verloren hatte, ein marmornes Grab
errichtet "auf der vördersten Seite die letzte Seeschlacht in
Weissen Marmor sehr künstlich abgebildet Oben auf
lieget dieser tapfre Held in voller Kriegsrüstung" - etc?)
Die gesammte Künstlerschaft Amsterdams befand sich in
dieser Zeit in so günstigen Verhältnissen und dadurch in
so gehobener Stimmung, dass dieselbe im Herbst der Jahre
1653 und 1654 mit ihren "Brüdern in Apoll" zwei grosse
Verbrüderungsfeste feierte, zu welchen die Dichter Voss
Beschreibung der Stadt Amsterdam von
druckt und verlegt zu Amsterdam i. J. 1664.
z) Siehe Filip von Zesen, ebenda, S. 94-2.
Filip
VOIl
Zesen.