Theil.
apitel.
Die hier kurz angegebenen Anekdoten bilden die Grund-
lage für die Erzählungen späterer Biographen, welche die-
selben je nach ihrer Meinung ausgelegt, umgestaltet und er-
weitert haben. Auf diese Umarbeitungen einzugehen, welche
das Thema des Geizes, der Geldgier und Habsucht variiren,
wäre überflüssig.
Kolloff nun hätte mit seinem Urtheile über die ersten
Biographen nur dann völlig Recht, wenn er die Wirklichkeit
(das thatsächliche ehemalige Vorhandensein) des Hasses
dieser Biographen gegen Rembrandt und die Möglichkeit
einer, wie ich mich ausdrücken möchte, negativen Sagen-
bildung erwiesen hättte. Aber es ist sehr fraglich, 0b über
einen Künstler, der in seinem Leben nothwendig das höchste
Lob geerntet haben müsste, Sagen entstehen können,
welche seinen Charakter in ein so schlechtes Licht stellen,
wie es bei Rembrandt geschehen ist.
Regehnassig' vergrössert die Sage den Grund, um
dessen willen ihr Held bewundert, angestaunt und als Bei-
spiel hingestellt wird. Denn sie bezweckt ja nach dem ihr
innewohnenden rhetorischen Gesetze für den Helden ihrer
Darstellung den Hörer zu interessiren. Aus dem Wesen
der Sage ist es verständlich, dass man dem Rembrandt
übermenschliche Kunstfertigkeit zuschreibt, so dass er z. B.
Während einer Tischpause bei Jan Six in der Zeit eine
Landschaft radirt, Welche ein Diener dazu brauchte, um ein
Gefass mit Mostrich herbei zu holen, oder dass er nicht
allein mit dem Pinsel malt, sondern gelegentlich mit der
Hand in den Farbenkülael greift, die Farbe gegen die Lein-
wand Wirft und auch auf diese "Weise ein Kunstwerk zu
Stande bringt. Dass ihn aber die Sage ohne vorhandene
triftige Ursachen als einen schlechten Menschen dar-
stellen sollte, ist ganz gegen ihr Wesen. Wenn Rembrandt