Rembrandfs Biographen.
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fall entgegengehe, welcher ohne genügende Kenntniss des
zu einer Kunst tinbedingt nothwendigen Wissensrnaterials
(Wozu er ganz mit Recht bei der Malerei die Perspective,
die Anatomie und die Proportionslehre rechnet) ganz neue
Bahnen einschlage. In dieser Beziehung stellt er Rembrandt
den jungen Künstlern aller Kunstzweige als ein Warnendes
Beispiel vor Augen.
Da ich (las holländische Original leider nicht kenne,
gebe ich von diesem Gedichte im Wesentlichen eine Ueber-
Setzung der von Vosmaer gebrachten französischen Wieder-
gabe desselben.
„lhr tauscht euch sehr, die ihr die gebahnten Wege
verlassen und in der Verzweiflung einen sehr gefährlichen
Weg einschlagen und, zufrieden mit vergänglichein Lob,
es machen wollt wie dergrosse Rembrandt, der, als er sah,
dass er Titian, van Dyck und Michel-Angelo nicht erreichen
könne, es verzog in auffallender Weise abzuirren, um der
erste Ketzer in der Kunst zu werden und um in seinen
Netzen mehr als einen Neuling zu verderben, anstatt sich
zu festigen durch die Nachahmung derjenigen, Welche mehr
Erfahrung haben, und seinen berühmten Pinsel den Regeln
der Kunst zu unterwerfen; er, der in der Gesalnmthaltung
und in der Kraft. des Colorits hinter keinem anderen Meister
zurückstancl, wählte, wenn er eine nackende Frau malen
sollte, zum Modell nicht etwa eine griechische Venus, sondern
eine Wascherin oder ein Torfweib aus der Scheune, indem
er seinen Fehler "Nachahmung der Natur" benannte und
nichtige Erfindung alles andere. Ja! selbst schlaffe Brüste,
grobe Hände, selbst die Einschnitte des Schnürleibs um den
Leib und des Strumpfbandes um das Bein gab er treulich
wieder, um der Natur genug zu thun, seiner Natur,
welche sich keinen Regeln noch der Vernunft Linterwarf und