Irrthümer über einige "Rembrandt-Schüler". 37
goldgestickte Sammetmantel, welcher dem jungen Mädchen
in gleicher Weise wie der Judith auf dem Berliner Bildchen
um die Schultern gelegt worden ist, weist gleichfalls mehr
auf die Darstellung einer altbiblischen Heldin als auf ein
gewöhnliches Portraitstück hin.
Dass der Gegenstand, welchen jenes in Stockholm dar-
gestellte Mädchen so energisch festhält, kein Fächer ist,
wie angenommen wird, geht, wenn nicht allein schon aus
der Haltung der Hand, so doch sicher aus dem Umstände
hervor, dass derselbe am Ende des Griffes einen breiten
Metallknopf zeigt, was mit einem Fächer unvereinbar
wäre. Um die Diskussion zu erleichtern, ist im Anhang
unter Nr. 7 die Hand mit dem betreffenden Gegenstande,
den ich für ein Dolchmesser halte, wiedergegeben worden.
Das Resultat dieser und weiterer langjähriger Unter-
suchungen der Bilder Reinbrandtis und seiner Schule war
die Erkenntniss, dass bezüglich der Werke der Schüler so
wie des Meisters augenscheinliche Irrthümer und unzu-
treffende Vorstellungen herrschten.
Zunächst beschloss ich, die Werke Ferdinand Bol's, des
bedeutendsten "Rembrandt-Schülers" festzustellen, da ich
das sichere Erkennungszeichen seiner Werke, seine eigen-
artigen Namenseinzeichnungen, gefunden hatte.
Der modernen Auffassung der Kunstgeschichte kann es
nach Erfindung der Photographie nicht mehr entsprechen,
die Originalwerke der Museen ohne Beihilfe von Photo-
graphien zu studiren, zumal die Bilder selbst selten so günstig
hängen, dass sie in allen ihren Theilen genau untersucht
werden können. Bei dem Specialstudium einer Schule so-
wie einzelner Künstler ist es nicht nur interessant, sondern
geradezu nothwendig, die Originalbilder, soweit das möglich
ist, neben Originalphotographien von anderen, den ver-