Wie
der Irrthum über Rembrandt entstanden ist. 4,41
Künstler
Zll
einander
WELT
derart,
dass
sie
in
friedlichem
Wettstreite ein jeder Gelegenheit hatten, ihre Begabung zu
entfalten und von den Mitbürgern Lob und pecuniare An-
erkennung zu erlangen, ohne Neid und Missgunst gegen ein-
ander. Sie besuchten einander in ihren Ateliers und kannten
gegenseitig genau die Malweise, der eine diejenige des an-
deren. Auch existiren Portraits einiger dieser Kunstgenossen,
Welche wahrscheinlich aus gegenseitiger Freundschaft gemalt
werden sind. Auch mit den Dichtern, Vondel und den
anderen, waren sie verbrüdert und in freundschaftlichem
Verkehr, wie die Verse beweisen, welche Vondel nicht nur
auf hervorragende Bilder gedichtet hat, sondern auch den
Malern persönlich oder Verwandten derselben bei Gelegen-
heit von F amilienfesten widmete.
Aus dem fast allgemeinen Anschluss, welchen die Maler
Amsterdams an die Werke des grossen F. Bol nahmen
gleichviel, ob sie seine Schüler waren oder nicht geht
hervor, dass nicht nur das Publikum diese Werke hochge-
schatzt hat, sondern dass auch die Maler sie für 1nuster-
Eilüg gehalten haben. Der Zeitgesehmack war also in den
Siebziger Jahren des XVII. Jahrhunderts noch keineswegs
verdorben, sondern F. Bol ist bis zu seinem Tode der hoch-
geschätzte Meister geblieben.
Durch den Rembrandt-lrrthum aber ist dieses klare
Bild der Lebensverhältnisse jener Zeit bis zur Unkenntlich-
keit verzerrt worden. Denn nachdem am Ende des vorigen
Jahrhunderts der Rembrandt-Begriff perfect geworden war,
begann man in diesem Jahrhundert denselben als eine der
Wirklichkeit entsprechende Thatsache zu dogmatisiren und
Zu beweisen. Seit Josi und besonders Kolloff war man,
wie bereits dargestellt, zu diesem Zwecke bemüht, eine
Ehrenrettung Rembrandts zu bewerkstelligen. Man hat damit