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Theil.
Capitel.
Zeit seines künstlerischen Auftretens in Amsterdam) genau
kannte, versichert, dass Dou sich eine eigene und von Rem-
brandt verschiedene Malweise herausgebildet habe. Wir
müssen demnach also unsere, durch Houbrakens Angaben
irre geleitete Vorstellung über Rembrandts Arbeiten aus
seiner "ersten Zeit" nach Sandrart berichtigen. Die kleinen
fein ausgeführten Philosophen-Bildchen u. a. m., welche als
Vorbilder D0u's gelten, werden also schon aus diesem Grunde
als Werke Rembrandts nicht langer angesehen werden können.
Auch Flinck soll den Meister Rembrandt in allen Stücken
nachgeahmt, besonders aber die Stoffe zu seinen biblischen
Historienbildern nach dessen Vorgange gewählt haben. Dem
entgegen spricht freilich z. B. die Datirung des "Segen
Isaaks", eines Bildes, das mit der Jahreszahl 1638 bezeichnet
ist, während "Rembrandt" den „Segen Jacob's" erst im
Jahre 1656 gemalt haben soll. Von diesem Bilde müsste
Flinck also in seinem Geiste eine Vorahnung gehabt haben,
da hier ein Anschluss in der Composition thatsächlich vor-
liegen dürfte und die Bilder jedenfalls in irgend einer cau-
salen Beziehung zu einander stehen.
Aehnlich verhalt es sich mit den Malereien Eeckhoufs
und A. de Geldefs. Kurz, es ist ein Chaos von lrrthümern
vorhanden, das demjenigen auffällt, welcher in jener vermeint-
lichen Kunstentwickelung die Gesetze des menschlichen
Denkvermögens und eine psychologische Möglichkeit und
Wahrscheinlichkeit aufzufinden trachtet.
Diese Verhältnisse können hier indessen nur eben ge-
streift werden, da der Raum dieses Buches der Rembrandt-
Frage im engeren Sinne gewidmet sein musste.
Dass die Verwirrung und Verkehrung der holländischen
Kunstgeschichte zum grossen Theil durch die zahllosen
Fälschungen, welche bis in unser Jahrhundert hinein fort-