M
Theil.
Capitel.
auseinander gerissen, hatte sich verschiedenartig entwickelt,
und während Holland trotz der langen Kriege durch seinen
Seehandel aufblühte, war Deutschlands Cultur durch den
30 jährigen Krieg
darniedergetreten worden
und
konnte
sich
durch
Anschluss
an
fremde
Cultur
wieder
erheben.
Die grosse holländische Cultur aber konnte wegen der
geringen Zahl des holländischen Volkes nicht -zu der in
Europa maassgebenden werden und sich auch selbst nicht
dauernd auf ihrer Höhe und in ihrer Eigenart erhalten, son-
dern wurde vom Ende des XVII. Jahrhunderts ab von der
französischen
überwuchert.
Der
französische
Geist
aber,
sowie
die
Zeit
der
Beception
der
Antike,
welche
beide
auf
vielfach anderen Bildungselementen erwachsen waren, in-
teressirte sich naturgemäss für die holländische Kunstblüthe
nicht so Weit,
Das, was
durchforschen.
anstrebten: Natur
um dieselbe eingehend zu
Winckelmann und Andere
und
Wahrheit
freilich
nicht
in
der
von
denselben
langten idealen Formenschönheit war in jenen Werken
vorhanden; und wenn sich Deutschland auf dem Grunde der
in den Niederlanden erreichten Geistesbildung seit dem
XVII. Jahrhundert hätte fortentwickeln können, so hätte man
im XVIII. Jahrhundert daselbst schwerlich gegen einge-
drungene Unnatur zu kämpfen gehabt, sondern hätte von
der bestehenden grossartigen niederländischen Cultur, deren
Kunstwerken und einer denselben entsprechenden Aesthetik
ausgehend, ohne geistige Widerstände in das einfache und
Wahre Wesen der Antike sich vertiefen und seinen Geist
darin
weiten
und
ausbilden
können.
Stand aber dem vollständigen Erfassen der Bedeutung
der holländischen Kunstepoche zuerst der französische Ge-
schmack, später das Studium der Antike und das einseitige
Schönheitsideal entgegen, Welches bis weit in das XIX. Jahr-