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Theil.
Capitel.
Eine Wissenschaftliche Kunstgeschichtsforschung,
welche;
betreffs
der
holländischen Malerei
nach festen und haltbaren.
Principien verfahren Wäre, gab es im XVIII. Jahrhundert
nicht. Die bedeutendsten Männer der Wissenschaft hatten,
der
allgemeinen
Geistesentwickelung
folgend,
die
huma-
nistischen
Studien ,
welche
längere
Zeit
durch
die
VOI"
wiegend
religiösen
Interessen
unterbrochen
und
zurückge-
drängt worden Waren und die sich auf die Literatur und
Kunst der Alten, vornehmlich der Griechen, bezogen, wieder
aufgenommen. Es begann damit die Zeit, in welcher alle
hervorragenden Geister der Völker, zum Theil in einer Re-
action gegen die Unnatur begriffen, welche sich an den Höfen
Ludwigis XIV. und XV. herausgebildet hatte und in ganz
Europa nachgeahmt worden war, die Menschen im Allge-
meinen zur Einfachheit und Natur zurückzuführen bestrebt
waren;
welcher
Die Künstler wies man auf jene
"die Griechen das Muster seien
Schönheit hin,
für alle Kunst,
in
in
dem
Vorzuge
ihrer
Werke
an
schöner
Form ,
natürlichen
und erhabener Einfalt".
Gedanken und sanfter
So Winckel-
mann,
Rafael
Mengs
und
auch
Herder.
Als das erstrebenswerthe Ziel und den ästhetischen End-
zweck
der Kunst
betrachtete
1'113.11
also die "Schönheit".
Die
einzig
Kunst
wahre Naturauffassung glaubte man
der Griechen und andererseits in den
darum in der
formenschönen
Werken
der
italienischen
Meister
des
und
XVI.
Jahr-
hunderts
erblicken
Zll
müssen.
Es
galt
darum,
den Geist
der Menschen
vom Banne
des
herrschenden
französischen
Geschmackes
befreien
und
ihn für die Gefühle und Bestrebungen zu gewinnen, welche
besonders in der griechischen Kunst ihren Ausdruck ge-
funden hatten.