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Wie der Irrthum über Rembrandt entstanden ist. 421
als
ein
Jahrhundert
früher
mit
den
Nalnensfälschungen
auf
den Radirungen begonnen hatte.
Am Ende des XVIII. Jahrhunderts war der Rembrandt-
Irrthum perfect, denn er hatte sich stillschweigend immer
weiter vollzogen.
Die enorme Zahl der dem Namen Rembrandfs damals
zugeschriebenen Werke War vorerst nicht bekannt und darum
Niemandem auffällig, denn die Bilder waren in allen Ländern
Europas zerstreut und wegen der Beschwerlichkeit des
Reisens den einzelnen Interessenten nur in geringer Zahl
bekannt.
Der sich entwickelnde Rembrandt-Begriff würde zweifel-
los auch die letzten bedeutenden Bilder Bol's und Flincks,
welche sich im Amsterdamer Stadthause befanden, ver-
schlungen haben, wenn nicht die meisten gerade dieser
Bilder für ihre Autoren mit unbedingter Gewissheit festge-
stellt gewesen wären. Wären dieselben nicht durch Filip
Von Zesen und Comrnelin mit den Namen ihrer Autoren zu-
Sälmmen genannt worden und hätte Vondel seine Verse nicht
darunter gesetzt, so wären auch sie wahrscheinlich mit in
den Rembrandt-Irrthum hineingezogen worden. Die Bei-
Spiele von Hobbema und dem Delffschen ver Meer lehren,
wie Autoren trotz nachgelassener Werke aus dem Gedachtniss
der Menschen verschwinden und letztere mit der Zeit von
anderen Autorbegriffen gleichsam aufgesogen werden können.
Die genannten Bilder im Amsterdamer Stadthause, so
wie die wenigen Bilder dieser Künstler, welche im XVIII.
Jahrhundert nicht in den Kunsthandel gekommen Waren,
konnten jedoch nicht verhindern, dass sowohl Ferdinand
Bol als Govert Flinck gegen das Ende des XVHI. Jahr-
hunderts nur noch als Schüler und-Nachahmer Rembrandts,
letzterer aber als das Original-Genie angesehen wurde.