entstanden
der Irrthum über Rembrandt
Wie
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Zug. Rembrandfs Wirkliches Geburts- und Sterbejahr hatte
man indessen vergessen, aber man Wusste, dass er in den
Jahren 1630-40 sehr berühmt gewesen War; deshalb wurden
sehr viele Bilder mit Daten aus dieser Zeit versehen.
Die 'I'hatsache der Bilderfalschungen war in Holland
ein öffentliches. Geheimniss, in welchem man aber nichts
Bedenkliches fand. Hatten doch schon am Ende des XVII.
Jahrhunderts in Amsterdam förmliche Copir-Anstalten und
Bilderfabriken existirt, in welchen lauter "echte Bilder"
der verschiedenen Meister für die Kunsthändler angefertigt
wurden. Die Käufer dieser Werke Waren wahrscheinlich
ausländische Liebhaber.
Interessant für den Beginn der auch auf Oelbilder sich
erstreckenden Rembrandt-Fälschung ist die Erzählung Hou-
braken's, dass Bilder des Flinck und Dullaart für "echte"
Werke Rembrandts in Amsterdam verkauft wurden. Das
spricht Houbraken aus, obwohl er eigentlich doch den
G. Flinck höher schätzt als Rembrandt. Er berichtet eben,
was er erfahren hat, auch entgegengesetzte Nachrichten.
Die Kunstwerke wurden damals noch mehr als heute
im Kunsthandel als blosse Waare angesehen, was sie ja
für den Kunsthandel als solchen auch nur sind. Ein
kunsthistorischer Standpunkt im Sinne unserer
Neuzeit, von Welchem aus die Kunstwerke als organische
Geistesproducte des Künstlers und seiner Zeit betrachtet
werden, existirte damals nicht.
Dass einmal eine Zeit kommen werde, in welcher man
den Kunstwerken als gleichsam lebendigen Zeugen einer
längst vergangenen Zeit eine grosse culturelle Bedeutung
beimessen und die Datirungen der Bilder gleichsam als
Ankerpunkte für die Betrachtung der menschlichen Geistes-e
entwickelung sehr hochschatzen würde, daran zu denken