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lI. Theil. VI. Capitel.
Kunstwerke, welche aus der holländischen Volksseele heraus-
geschaffen waren, nicht mehr nach ihrem inneren Werthe.
Inzwischen hatten ein halbes Jahrhundert hindurch die
Rembrandt'schen
und besonders
auch
die
auf
seinen Namen
gefälschten Radirungen überall in Europa für seinen Ruhm
gewuchert; denn fast auf jedem Blatte stand gross und
deutlich der Name "Rembrandt" aufgedruckt und konnte
also der Vergessenheit nicht anheimfallen. Dieser Name
also war überall bekannt, Rembrandt galt als grosser
Künstler, kein Wunder, dass man, wo es sich um einen
Ankauf holländischer Bilder handelte, vornehmlich Werke
dieses Meisters begehrte und dieselben im Verhältniss zu
anderen Bildern, wie denjenigen des Flinck, Lievens, Bol,
hoch bezahlte, da die Namen dieser Künstler im Auslande
fast unbekannt geblieben waren und man nicht gewöhnt
war, Werke von ihnen im Kunsthandel anzutreffen.
Aus diesem Grunde beginnen nunmehr die Namens-
verfälschungen auf den Bildern. Das War gar nicht
anders möglich, denn sobald irgend ein General oder Hof-
beamter aus Deutschland mit dem strikten Auftrage seines
Fürsten nach Amsterdam oder Paris kam, ein Paar "Rem-
brandts" anzukaufen, so konnte er unmöglich einen Fer-
dinand B01 oder einen Flinck oder Koninck mit nach Hause
bringen. Das war den Kunsthändlern verständlich und
sie wussten mit Leichtigkeit Bath zu schaffen und dem
Mangel an "Rembrandts" abzuhelfen; ebenso, wie sie es
früher mit den Radirungen gemacht hatten: mindestens
wurden die störenden Namen von den Bildern ent-
fernt, 'indem man sie entweder abwusch oder übermalte.
ln den meisten Fällen wurde aber wohl schon in Holland
Rembrandts Name aufgesetzt und die Bezeichnungen der
Radirungen dienten als Vorlagen für den betreffenden Namens-