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Theil.
Capitel.
die
In der Zeit Tromp's und
Holländer noch nicht zu
de Ruyter's also hatten sich
ihrem Nachtheile verändert
und während des Krieges mit Frankreich werden doch nur
wenige mit französischem Geschmack und Wesen gelieb-
angelt haben.
Wie die Altersgenossen Bo1's aussahen, sich trugen und
geberdeten, erkennen wir am besten aus den "Staalmeestern",
einem Portraitstück, das er erst nach 1670 gemalt haben
kann. Diese ernsten Männer machen sicherlich nicht den
Eindruck französischer Modeherrw-"rn jener Zeit.
Um aber Rembrandfs wirthschaftlichen Untergang
ZU
erklären und ihn an demselben unschuldig erscheinen zu
lassen, imputirt man der Blüthezeit Hollands nicht allein
eine Finanznotli, sondern macht sogar die Bürger Amster-
dams zu Schwachköpfen und die bedeutenden Leute ent-
weder zu böswilligen Verleumdern und Neidern, oder zu un-
verständigen Thoren, welche die Grösse ihres bedeutendsten
Künstlers nicht begreifen konnten oder dieselbe aus Miss-
gunst zu beeinträchtigen suchten;
Auf diese Weise hat die Neuzeit eine vollkommen falsche
Vorstellung von den Persönlichkeiten und Culturverhältnissen
Hollands von 1650 ab erhalten.
Selbstverständlich gingen damals in Holland, sowie in
jedem anderen Volke zu dessen Blüthezeit, mehrere Ge-
schmacksrichtungen nebeneinander her, wie auch in der
Jetztzeit bei allen Culturvölkern. In Deutschland linden
Uhde neben Böcklin, Makart neben Gabriel Max ihre An-
hänger und bei den verschieden veranlagten Menschen Sichel
neben Menzel ihre Bewunderer.
Dießäeschmacksrichtung der Menschen wird bedingt
durch deren Bildungsgrad, durch die allgemeine Weltan-
schauung, Gemüthsstimmung, Temperament, durch Ver-