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Es ist ihm jedenfalls unklar, wie der Ruhm Rembrandts.
entstanden ist oder entstehen konnte, und er zerbricht sich
darüber nicht den Kopf. Aus seinem Gedichte hat man aber
nur herausgelesen, dass Rembrandt der „grosse Rembrandt"
und Pels selbst ein urtheilsloser Mensch sei, den sein
schlechter Charakter und ein mangelhafter Zeitgeschmack
dazu verleitet habe, Rembrandts Künstlerschaft zu bemakeln,
obwohl Pels doch Michel Angelo, van Dyck und Titian
als die nachahmenswverthen Meister der Malerkunst hinstellt.
Bis zu der Zeit, in welcher Houbraken über die hol-
landischen Künstler schrieb, kurz vor 1718, war der Irr-
thum über Rembrandt so weit angewachsen, dass man schon
einen grossen Theil der Malwerke Bol's dem Namen Rem-
brandts zuschrieb, während Houbraken, wie erwähnt, Bol-
sche Ra dirun gen überhaupt nicht mehr kannte, sondern
sämmtliche unter Rembrandtis Namen zusammenfasste,
der, wie dieser Schriftsteller glaubte, seine Radirkunst
Niemandem verrathen, sondern mit sich in das Grab ge-
nommen habe.
In dem widerspruchsvollen Bilde, das er von Rembrandt
entwirft, erhebt er ihn zugleich rühmend als grossen
Meister, tadelt ihn andererseits aber mit den Worten des
Pels, dessen Kritik er sich anschliesst. Seine eigene
Urtheilskraft ist so gering, dass er sogar das „Hundertgulden-
blatt" in den Kreis seiner abfälligen Urtheile zieht.
Man erkennt hierin einen Beleg dafür, dass die
wahren Nachrichten über den Charakter Rem-
brandt's und über seine Arbeitsweise seine Werke
nämlich grossentheils nur mangelhaft auszuführen das
Verständniss der ihm zugeschriebenen Werke Bolts
trübten. Houbraken, der überhaupt nicht viele Werke Reni-
brandfs, ob echt oder unecht, kannte, kommt deshalb auf