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über
der Irrthum
Rembrandt
entstanden
ist.
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den Erwartungen seiner Zeitgenossen nicht Genüge gethan,
indem er trotz seines Vorgehens, Naturalist zu sein, die in
der Natur vorhandenen und beim Sehen zur Geltung
kommenden mathematischen Gesetze (Proportion und
Perspective), d. h. jenes Wissen, das man der Natur all-
mählich abgelauscht hatte, nur wenig kannte und beobachtete,
obwohl es doch für den ausübenden Künstler ein unent-
behrliches Mittel ist,
zu Ende führen will.
YVGTII]
anders
seine
Werke
planvoll
Rembrandt ist in seiner Zeit immer das Object eines
Wunsches gewesen, ein Futuruni, aber kein Präsens und
Perfectum in der hohen Künstlerschaft; er hat Weniges
geleistet und recht Viel zu Wünschen übrig gelassen, Weil
er einerseits versäumt hatte zu studiren und Weil anderer-
seits die Bedingungen zu einem grossen Künstler in ihm
nicht vorhanden waren. Der „g'r0sse Rembrandt" hätte
Grosses leisten können, wenn er ein anderer gewesen
wäre als er War, wenn er über sich selbst hinaus zu
gehen, über den eigenen Schatten zu springen vermacht
hatte.
Der
interessirende
Gedankeninhalt
des
Peläschen
dichtes ist also der, dass der „grosse Rembrandt" Wahrlich
kein grosser Künstler gewesen sei, obwohl man hochfliegende
Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte. Pels kann sich gleich-
wohl über die aus den dreissiger Jahren und dem Anfange
der vierziger Jahre des Jahrhunderts stammende Tradition
nicht hinwegsetzen, sondern nennt ihn entgegen seinem
eigenen Urtheil den "grossen Rembrandt".
Pels ist zwar nicht über die Werke Rembrandts im
Irrthum,
den von
es sei denn über die Radirungen, wohl aber über
Rembrandt verdienten oder unverdienterl Ruhm,
also
über
seine
kunsthistorische
Persönlichkeit.