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Theil.
Capitel.
So z. B. in dem im Cap. IV wiedergegebenen Gedichte des
Pels. Dieser Autor steht zwei einander entgegengesetzten
Factoren gegenüber, einerseits dem berühmten Namen
Rembrandts, andererseits den unzulanglichen Malereien des-
selben, welche, wie er wusste, längst von B01, Flinck, van
der Helst u. a. Künstlern übertroffen waren. Es ist spass-
haft, zu beobachten, wie der Zwiespalt zwischen dem
grossen Ruhm und den thatsachlichen Leistungen der
mythischen und wirklichen Persönlichkeit Rembrandts
sich in diesem Gedichte bemerkbar macht, wie der Ruhm,
die Pradicate des Malers, einerseits und die vorhandenen
Werke seiner Hand andererseits einander widerstreiten. Das
Pradicat „gross" vor Rembrandts Namen ist bereits zu
einer feststehenden Phrase geworden. So sagt Pels z. B.:
der „grosse Rembrandt" wurde der „erste Ketzer in
seiner Kunst", ferner: „er unterwarf seinen berühmten
Pinsel" keiner Regel und verschinahte es, von denen
zu lernen, welche mehr Erfahrung hatten als er. „Seine
Fehler nannte er Nachahmung der Natur seiner Natur,
welche sich keinen Regeln noch der Vernunft unter-
warfund keine Proportion der menschlichen Glieder
anerkannte, die Perspective nicht beobachtete,
den Abstand und die Maasse nur mit dem Auge nahm und
ohne Hilfe der Kunst". „Er verstand seine Figuren nicht
zu costümiren" etc. Der „grosse Rembrandt" sei überhaupt
ein warnendes Beispiel, wie Jemand auf Abwege gerathen
und dadurch für die Kunst verloren gehen könne. Und dar-
um seufzte Pels: „Wie schade ist es für die Kunst, dass eine
so geschickte Hand sich nicht besser ihrer natürlichen Be-
gabung bediente. Wer hätte ihn sonst im Malen übertroffen."
Der „grosse Rembrandt" hat also nur in der ersten
Zeit seines Auftretens gefallen und befriedigt, später aber