Wi e
der
Irrth u m
über
B embra n dt
entstand en
299
Art und Weise nachahmten und ihre eigenen Bilder als
Werke dieses beliebten Und berühmten Meisters zu verkaufen
suchten. Auch in Frankreich war das zu jener Zeit nicht
anders: denn der junge Caspar Dughet, der Schüler und
spätere Schwager Poussin's, z. B. gab den eigenen Autor-
namen ganz auf und zeichnete seine Bilder mit Poussin's
Namen, weil ihm an dem vortheilhaften Verkaufe seiner
Bilder mehr gelegen war als an persönlichem Ruf. Ein an-
genehmes, kummerloses Dasein galt ihm mehr als der
spätere "unsterbliche" Ruhm seines Namens. Wer mag es
ihm verdenken? „Der Lebende hat Recht." Dughet aber
hat dennoch erreicht, was er nicht erstrebte. Die Kritik
hat seine Werke herausgefunden, und deren Tüchtigkeit
sichert dem Künstler die Anerkennung der Nachwelt.
Auch die Werke von Rubens, Rilysdael, Potter u. a.
sind durch die Kritik schon zum grossen "Fheile von der
Gefolgschaft befreit worden, Welche sich mit der Zeit an die
berühmten Namen ihrer Autoren angeschlossen hatte.
Claude Lorrain, dessen Darstellungsweise schon zu
seinen Lebzeiten nachgeahmt und dessen Name vielfach
dazu benutzt wurde, um unächte Werke für den Handel ver-
werthbar zu machen, "fertigte Skizzen seiner sämmtlichen
"Gemälde und sammelte dieselben in einem besonderen
Buche, das er „„liber veritatis"" (das Buch der Wahrheit)
nannte", um seinen Autorruhm zu wahrenß)
Jedoch nur bei Poussin und Rembrandt waren die
jüngeren Künstler, deren. Werke man unter den Namen
der ersteren begriH, die grösseren Talente.
Während Rembrandts Ruhm in Folge der ungezählten
Radirungen, welche unter seinem Namen gingen, durch ganz
Lübke,
Grundriss
der Kunstgeschichte,
1876,
Stuttgart
S. 3874