Wie
der
Irrthum über Rembrandt
entstanden
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Die Künstler, deren Rufe ihre eigenen Werke auf solche
Weise verloren gingen, waren noch jung und in der Ferne
unbekannt. Sie wussten anfänglich sicher nicht, dass die
von ihnen radirten Blätter, sobald sie in den Kunsthandel
gelangten, und besonders die Exemplare, welche in das
Ausland verschickt werden sollten, auf Rembrandts Namen
gefälscht wurden. Aber da mit Rembrandts angeblichen
Radirungen ein Sport getrieben wurde, so mussten die Kunst-
händler, wenn sie verdienen wollten, der auf Rembrandts
Werke gerichteten Nachfrage entgegenkommen.
Nach den Worten Descamps war es Modesache, Rem-
brandfsche Radirungen zu kaufen und zu besitzen. Unter
den Sammlern herrschte „eine Wutli man war fast lächer-
lich, wenn man nicht einen Abdruck der kleinen Juno mit
und ohne Krone hatte", etc.
Der Ruf der jüngeren Meister verhielt sich demnach,
verglichen mit ihren Leistungen, zu demjenigen Rembrandts
und seinen Leistungen, besonders im Auslande, gerade in
umgekehrtem Verhaltniss.
Je mehr jene arbeiteten, desto berühmter wurde Rem-
brandfs Name. Mochten sie in Amsterdam noch so sehr
gefeiert werden, im Auslande blieben sie gleichwohl fast
unbekannt, und mochte Rembrandt in Amsterdam bei dem
Publikum auch in Missachtung und Vergessenheit gerathen,
im Auslande wuchs der Ruhm seines Namens mit jedem
Werke der jüngeren Künstler, das unter seinem Namen ver-
kauft wurde. Erst in unserer zur Kritik geneigten und, wo
es sich um eine historische Wahrheit handelt, n1it Recht
rücksichtslosen Zeit sind einige Blätter des grossen F. B01
selbst, sowie des P11. de Koningk u. a. aus der als Radirwerk
Rembrandfs geltenden Sammlung ausgeschieden worden,
zumeist solche, von denen ihre Namen nicht gänzlich