Volltext: Wer ist Rembrandt?

3 88 
Theil. 
Capitel. 
Hätte Rembrandt ileissig Weiter studirt, ohne sich allein 
auf das eigene Urtheil und das eigene Auge zu verlassen, 
so Würde er nicht so rasch überflügelt worden sein. Er war 
jedoch, was seine eigenen Aussprüche bezeugen, von seinen 
Leistungen ungemein eingenommen und verschmähte es, 
von Anderen zu lernen. Daher verlor er seinen eigenen 
Werken gegenüber den möglichen objectiven Standpunkt der 
Kritik. Er verachtete, wie Sandrart sagt, die "der Kunst 
höchst nöthigen Akademien" und begriff nicht, dass ein 
Jeder nur auf dem Grunde der Tradition etwas Bedeutendes, 
seiner und der Folgezeit Genügendes und dauernd Inte- 
ressantes zu leisten im Stande ist, da die Kraft und Lebens- 
(lauer 
des 
einzelnen 
Menschen 
nicht 
ausreichen, 
11m 
eine 
Sache gleichsam von Urbeginn zu erfinden, auszuprobiren 
und bis auf den Höhepunkt zu bringen. Dazu kam, dass 
sein Geist ziemlich früh von anderen Interessen ausgefüllt 
wurde, welche ihn von der Ausübung seiner Kunst abzogen. 
Er hatte im Jahre 1634 ein reiches, lebenslustiges Mädchen 
geheirathet. Das Wohlleben umüng ihn von da ab mühelos, 
und er vermochte es nun, sich mancherlei Wünsche zu er- 
füllen, ohne sich vorher um 
zu müssen. Er konnte seinen 
deren Realisirung anstrengen 
Liebhabereien und Neigungen 
nachgehen, die ihn von seinen künstlerischen Arbeiten ent- 
fernten. Die Sammlerleidenschaft ergriff ihn: er kaufte auf 
allen Markten und Plätzen Alterthümer verschiedener Art, 
dazu Naturalien und Kunstsachen; er fehlte auf keiner 
Auction. Seinen Sammlungen widmete er die beste Tages- 
zeit, sie ordnete, pflegte er. Sein Talent aber bildete er 
nicht weiter,  die Kunstühung vernachlässigte er; sie wurde 
ihm zur Nebenbeschäftigung. Aus spontanem, unbezwing- 
lichem Streben wurde er ein grosser Sammler,  nicht 
aber ein grosser Künstler. Dass seine Sammlung die erste
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.