386
Theil.
Capitel.
tüchtigen Künstler reichten nicht aus, um die Nachfrage zu
deckenß)
Dazu war Rembrandt vielseitig und malte, was man
wünschte. Auf den Kunstwerth kommt es in solcher Zeit
weit weniger an als sonst. Das Auffällige gefällt und wird
gekauft. Hiermit hing es zusammen, dass Rembrandt, der
zu früh mit vielen Bestellungen bedacht und für noch schüler-
hafte Leistungen reichlich bezahlt worden war, nicht dazu
gelangte, sich weiter auszubilden und sich daran gewohnte,
es mit Zeichnung und Perspective leicht zu nehmen. Die
Fehler, welche ihm dabei unterliefen, suchte er, so gut es
ging, durch ein tiefes Dunkel zu verbergen, in welches er
seine Figuren nach dem Hintergrunde zu verschwommen ein-
setzte. So wenigstens werden seine Bilder von den Zeit-
genossen, die über dieselben berichten, beschrieben.
Leider sind die von Zeitgenossen genannten und dem
Inhalte nach angegebenen Bilder Rembrandts („Cyrus",
"Scipio", „Ahasverus und Esther" u. a. wie es scheint
nicht erhalten oder gehen was wohl möglich ist unter
dem Namen eines anderen Malers und werden vielleicht,
nachdem Rembrandts Persönlichkeit nicht mehr von dem
Glorienscheine des Genies umgeben erscheint, noch heraus-
gefunden.
Rembrandt war jedoch nicht allein Maler, sondern auch
Radirer und nach der Aussage des Bernhard Keil als
solcher tüchtiger denn als Maler. Seine Radirungen
werden darum besonders gesucht und gekauft worden sein.
In der ersten Zeit seines Aufenthaltes zu Amsterdam
1) Dieselbe Erscheinung zeigte sich in Berlin während der soge-
nannten "Gründerjahre", einer der geschilderten ganz ähnlichen Zeit.
Das Luxusbedürfniss stieg ungeheuer. und niemals ist für die Künstler
Berlins eine bessere Zeit dagewesen.