Wer
ist Rembrandt? 381
schwanküh. Vielmehr galt es nur, ohne Vorurtheil aus dem
vorhandenen Actenlnaterial die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Die Zahl der Acteilstücke aber ist verhältnissmüssig sehr
gross.
Musste Rembrandt in Folge seiner wwesentlichen und ihm
eigenthümlichen Natur" eine solche Entwickelung nehmen,
wie wir gesehen haben, so soll doch zu seinem Lobe betont
werden, dass er in der Schätzung alter Kunstwerke einen in
Holland für seine Zeit hohen Rang eingenommen hat, wenn-
gleich auch dieser Enthusiasmus bei ihm eine unvernünftige
Form annahm. Wohl ist er in dieser Schätzung von seinen
Zeitgenossen verstanden worden, wie aus Sandrarts Berichte
hervorgeht; aber man hat seine Bestrebung nicht genugsam
unterstützt. Rembrandts Sammlungen hätten wohl einen
vortrefflichen Grundstock für ein öffentliches Museum ab-
geben können, wenn damals bei dem schon erwähnten
Mangel an einer Kunstwissenschaft ein solches Bedürfniss
in genügender Stärke empfunden worden wäre.
Ueber die Werke Rembrandts ist, wie bereits bemerkt,
ein abschliesserldes Urtheil noch nicht möglich, weil die
etwa noch vorhandenen erst her-ausgesucht und nachge-
wiesen
werden
müssen.
Die bedeutende Anzahl von Zeichnungen und Radirungen
Rembrandts, welche im Inventar von 1656 angegeben ist,
bestätigt das Urtheil seines ehemaligen Schülers Bernhard
Keil, dass Rembrandt ein besserer Radirer als Maler gewesen
sei, so Weit, als Wir sein Interesse hauptsächlich einem solchen
Schaffen im kleineren Maassstabe zugewandt sehen, Während
seine Kraft zum Ausführen vieler Malwerke offenbar schon
lange nicht mehr ausreichte. Wenn Houbraken erfahren hat,
dass Rembrandt zwei Tage damit zubringen konnte, einen