Wer
ist Rembrandt?
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Verschollen sind auch eine "Verkündigung Mariä", eine
"Auferweckung des Lazarus", eine "Einweihung des Salo-
inonischen 'l'empels" der retouchirten Bilder nicht zu ge-
denken.
Bilder aus dem Cyclus, den er für den Prinzen Heinrich
malte, finden sich als Skizzen oder als Wiederholungen
(vielleicht mit Abänderungen in der Composition) vor. Dass
sich von den vielen anderen Historienbildern, Welche Reni-
brandt in den dreissiger, vierziger und fünfziger Jahren des
XVII. Jahrhunderts gemalt haben soll, weder Skizzen noch
Wiederholungen (wenigstens von Schülerhand) in dem Rem-
brandfschen Inventar vom Jahre 1656 vorfinden, ist selbst-
verständlich, da er jene herrlichen Originalwerke, wie wir
nun Wissen, nicht gemalt hat. Nur ein "barmherziger
Samariter" ist in demselben angeführt, dessen damalige
Existenz vielleicht glauben machen könnte, es sei ein dem
im Louvre belindlichen entsprechendes Bild oder dieses selbst
bei ihm vorhanden gewesen, wenn dieses Bild nicht mehr-
fache latente Bezeichnungen B0l's trüge. Es ist auch ein-
leuchtend, dass die biblische Erzählung von dem "barm-
herzigen Samariter" welche dem Geiste der Amsterdamer
Bürgerschaft so sehr entsprach damals von vielen
Malern darzustellen versucht worden ist und dass nicht
Rembrandt der einzige war, Welcher diesen Gegenstand be-
handelt hat. Aber auch diejenigen Bilder, Welche sich in
Rembrandts Inventar etwa als Wiederholungen vorfinden
(besonders die dem Cyclus der bereits erwähnten Passion
angehörenden) und von ihm selbst unter seinen Werken
wohl am meisten geschätzt worden sind, haben das Schick-
sal seiner übrigen Kunstleistungen getheilt und sind, wenn
nicht untergegangen, so doch verschollen.