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ist Rembrandt?
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zu halten, und zwar wenn anders jenes Bild der "Ehe-
brecherin vor Christus" im Bijks-Museum zu Amsterdam,
welches dem Eeckhout zugeschrieben ist, von demselben her-
rührt, vielleicht eine Copie von der Hand dieses Malers.
Die Grablegung in Dresden dagegen zeigt deutlich eine
Uebergehung der Malerei durch die Hand B0l's, und zwar
aus seiner späten Zeit. Denn man sieht auf diesem Bilde,
so zu sagen, zwei Handschriften, eine jugendlich gewissen-
hafte, verbunden mit dünnerem Farbenauftrag, und die
geniale, derbe und ausgebildete seines späteren Alters. Herr
Dr. Bode hat richtig erkannt, dass der Meister, nach seiner
Ansicht Rembrandt, das Bild später noch einmal in der
Hauptsache überarbeitet hat. Das perspectivische Grössen-
verhältniss auch der von dem Künstler dicht wieder über-
arbeiteten Figuren zu einander ist übrigens auf den1 Dresdener
Bilde richtiger als auf demjenigen in München. Auf der
Grablegung in Dresden ist besonders das grosse Monogramm
B017s
links
unten
erkennbar.
Da die Bilder der Passionsfolge Werke Bol's sind, so
ist es selbstverständlich, dass die unvollkommeneren unter
ihnen von dem Künstler früher als die anderen entworfen
und gemalt werden sind.
Die Kreuzesabnahme in der Ermitage zu St. Petersburg
ist ein etwas späteres Werk als diejenige in München. Ihre
Composition kennzeichnet sich als eine Erweiterung der dem
Münchener Bilde entsprechenden Radirung, welche auch
latente Bezeichnungen Bolis trägt. Die Radirung liegt zeit-
lich zwischen dem Münchener und dem Petersburger Bilde,
da sie dem ersteren heraldisch völlig entspricht, dieses selbst
aber noch eine Compositionsveränderung enthält, indem der
links auf der Leiter stehende Mann zuerst um eine Sprosse
höher gestanden zu haben scheint als in der später ver-
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