Ferdinand
B01
Kül
als
lstler.
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bildeten und
verschiedene
immer
Weise
von Neuem,
anziehen.
jeden Tag
und oft aufwganz
Geist, Gemfith, Phantasie und welchen Namen wir
der Realität unseres Selbstbewusstseins auch geben werden
immer von Neuem durch die Vielseitigkeit, Innerlichkeit
und Wahrheit des in seinen Wlerken Waltenden Lebens er-
griffen, und keinen Augenblick gespannteren Betrachtens
bleiben Wir unbefriedigt.
Die von der Natur dargebotene Gestalt verklärt er durch
seine Auffassung, durch seine Seele, die er auch in dem
Elendesten noch Wiederfindet, vielleicht nur als einen
Reflex seines eigenen Wesens, aber gerade darum so mensch-
lich-wahr, dass man es gerne glaubt, es habe ein Bettler
trotz seiner Lumpen so menschlich, so ehrenwerth ausge-
sehen, wie B01 ihn aufgefasst hat. Wir ünden eine objective
Wahrheit der menschlichen Natur in ihrer Lichtseite auch
in solchen Gestalten nicht etwa nur eine unbegründete
subjective Idealisirung und gleichsam ein ideales Postulat
an das menschliche Wesen seitens des Künstlers und
seines Volkes.
Auf dem Grtinde dieser idealen Gesinnung macht sich
in der Formenauffassung" des grossen Künstlers eine Realistik
geltend, die wir aus einer gegen den Schöpfer der Welt
dankbaren Gesinnung herleiten können.
Nicht, dass wir Göttergestalten haben, von unversieg-
licher Körperschönheit und -Kraft, sondern dass der Leib,
dieses „Kleid hinfalligen Staubes", so gebrechlich ist, von
Alter und Krankheit so bald und leicht zerstörbar, und
dennoch der "Träger des Geistes", dass wir nicht in
ewiger Jugend dahingetragen, sondern dass wir geprägt
sind vom Schicksal, von Mühe und Arbeit, die unser Leben
sind, und doch nicht ablassen uns menschlich zu fühlen,