Ferdinand
B01
als
KÜIISÜB]
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Ferdinand Bol dagegen hat wohl schon seit der Mitte
der vierziger Jahre des XVII. Jahrhunderts und von den
Regenten des Leprozenhuis ab jede Möglichkeit ausprobirt,
eine Gesellschaft um einen Tisch zu gruppiren. Auch
seine Schützen von Gouda hat er um eine Tafel sitzend ge-
malt. (Nach Angabe des Katalogs des dortigen Museums ist
dieses Bild im Jahre 16592 entstanden.) Leider ist mir dieses
Schützenstück nur durcheine Lithographie bekanntß)
Das Portraitbild der sieben Regenten des Huiszittenhuis
vom Jahre 1657 ist eine sehr tüchtige Leistung; die Personen
sind vortrefflich individualisirt, und der Lichteinfall von oben
links erinnert bereits an die Wohl mehr als fünfzehn Jahre
Später gemalten "Staalmeester". In der Composition jedoch
wirkt das Bild etwas gedrängt. Wahrscheinlich war der
Künstler an bestimmte Raumverhäältnisse gebunden und
musste das Format seines Bildes denselben anpassen.
Dennoch hätte er dem Uebelstande abhelfen können, wenn
die Horizontlinie
auf
diesem Bilde
etwas
tiefer
als
in
die
mittlere Bildhöhe gelegt hätte.
Betrachtet man das in jeder Hinsicht vollendete Por-
traitstück der "Staalmeester" unter dem Gesichtspunkte der
perspectivischen Anlage, so gewahrt man, was die tiefe Lage
der Horizontlinie für dieses Bild bedeutet. Der Horizont ist
hier in das untere Viertel gelegt. Durch das Abfallen der
Linien nach dem Horizont wird die Tischplatte unsichtbar
und
T1111"
die
Kante
derselben
ist
noch
Z L1
bemerken.
Auf
diese Weise gewinnt das Bild an Luftraum und die Personen
wirken hier frei und gross. Bei dieser Composition ist jedes
Problem gelöst und alle Schwierigkeiten sind überwunden;
verdanke die Kenntniss derselben der Güte des Herrn
Gouda, welcher mir dieselbe zur Ansicht übersandte.
1) Ich
Brouwer in