Ferdinand
Künstler.
B01 als
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interessantes, ziemlich früh entstandenes Bild, eine kleine
Winterlandschaft, auf Holz gemalt, von vortrefflicher Er-
haltung, Welche B0l's Bezeichnungen trägt, zeigt besonders
deutlich seine Anlehnung an J. Gerritsz Cuypß) Bezeichnungen
s. unter Nr. 18. Am Ufer eines Canals zieht sich ein Weg in
die Tiefe der Landschaft und wendet sich dann nach rechts,
WO ein Laufsteg über den Canal hinvvegführt. Im Mittel-
grunde links steht ein Holzthurm, an Welchen sich einige
von Baumgruppen umgebene Gebäude anschliessen. Das
Bildchen zeigt einen feinen gelblich-grauen Gesammtton bei
bräunlicher Untermalung, welche in den Schattenpartien vor-
trefflich benutzt ist. Eigenthümlich ist es, wie dieses Bildchen
zugleich auch an die Art und Weise Albert Cuyp's erinnert
und dadurch auf den gemeinsamen Lehrer hinweist.
S0 liebt es Alb. Cuyp z. B., im Vordergrunde seiner
Bilder einen Baum anzubringen, dessen dünnbelaubte dunkle
Aeste in die Luft hineinragen und dieselbe oben gleichsam
leicht überwölben?) Die dahinter liegende Landschaft tritt
dadurch um so besser zurück. Dieses Mittel finden Wir auch
auf
der
betreffenden
kleinen
Winterlandschaft
angewendet.
1) Das Bildchen, 21 cm hoch, 98 cm_ lang, im Besitze der Portrait-
malerin Frl. M. Ritter in Breslau, stammt aus der Galerie von Cassel
woselbst es einst mit anderen Bildern unter Jeröme verkauft wurde.
z) In dem Bilde A. Cuyp's in der Ermitage, Landschaft mit zwei
Kühen und einer melkenden Bäuerin, in seinem Familienbilde in Pesth,
Landes-Gem.-Gal.. so wie anderen Bildern, einer Landschaft mit Heerde
und einem berittenen Hirten in der Nat-Gall. zu London und einem
Portraitstück im Louvre, "Depart pour 1a promenade", sieht man dasselbe
Motiv angewendet. ln dem Bilde im Louvre ist das Bäumchen kleiner
und steht im Mittelgrunde. Ferd. Bol hat wiederum in verschiedenen
radirten Landschaften (die natürlich unter Rembrandts Namen gehen)
Bäume im Vordergrunde gezeichnet, welche demjenigen auf der kleinen
Winterlandschaft entsprechen.
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