Ueber das Leben Ferdinand
Name Fernandes in der Lucasgilde zu Dordrecht mehrfach
genannt wird, so lasst sich annehmen, dass auch Verwandte
seiner Mutter Maler gewesen sind. Im Juni 161.6 wurde
Ferdinand Bol zu Dordrecht in der reformirten Gemeinde
getauft. Er war also Calvinist. Er hatte zwei jüngere
Brüder, von denen der eine, Johannes, später als Chirurg
genannt und von 1650 ab als Hllflynheer" betitelt wird. Ueber
Ferdinand Bols in Dordrecht verlebte Jugendzeit ist uns
nichts bekannt, auch hat sich bisher nicht feststellen lassen,
wann er nach Amsterdam übersiedelte und ob er dort so-
gleich Rembrandts Unterweisung suchte oder zuvor noch ii1
ein anderes Atelier, etwa bei de Keyser eingetreten ist. Die
einzige urkundliche Bürgschaft für eine Bekanntschaft Bolis
mit Rembrandt giebt uns ein notarielles Actenstück vom
30. August 1640, welches Bol als Rembrandts Zeuge mit
diesem zusammen unterzeichnetel).
Ob Bol zu dieser Zeit bereits selbstständig war, lässt
Veth dahingestellt; es muss jedoch angenommen werden,
da er in seiner Eigenschaft als Zeuge nicht als Hdiscipel"
Rembrandts genannt wird. Die früheste von ihm bekannte
Radirung tragt die Jahreszahl 1642 (nach Bartsch und
Scheltema stammen drei Stiche aus diesem Jahre). In
diesem Jahre ist er also jedenfalls selbstständig gewesen, da
Schüler oder sogenannte "Gesellen" die Bilder oder Stiche,
welche sie noch im Meisteratelier fertigten, nicht mit dem
eigenen Namen bezeichnen durften.
Im Jahre 1641 lebten B0l's Eltern noch, da sie am 5. Juli
dieses Jahres ein wechselseitiges Testament errichteten. Er
L
1) Er schreibt seinen Namen hier B011, ein Beweis, dass derselbe
mit einem kurzen und nicht mit einem gedehnten o zu sprechen ist,
Später lässt er das zweite 1 bei seinem Namen fort.