Die Helldunkelmalerei,
der Realismus und
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niählich in ihrer specifischen Eigenart aufgefasst und ver-
geistigt, und die Farbe in ihrer Eigenschaft als Symbol
des Geistes, als eine dem Auge zugängliche elementare Er-
scheinungsform von Ideen und Gefühlen diente, zumal in
ihrer Abstufung von Hell und Dunkel, dem Künstler dazu,
die der dargestellten Situation zupassende Gemüthsstimmung
auszudrücken.
Durch Anwendung specifisch malerischer Ausdrucks-
mittel mussten die Gemälde an elementarer psychischer
Wirkung gewinnen, die dargestellte Situation wurde ein-
drucksvoller und prägnanter, Wodurch nach anderer Richtung
ersetzt wurde, was durch Aufgeben der strengen Linien oder
der an sich bestrickenden Formenschönheit etwa verloren
gegangen war.
Es begann die Zeit der realistischen Formen- und der
idealen Farbengebung. Der Kreis des malerisch Darstell-
baren konnte sich hierdurch unendlich erweitern, ohne an
Reiz zu verlieren, denn man konnte nun wahrhaft mensch-
lich und doch poetisch anziehend, vielseitig und wahr sein.
Aus den "Regionen, wo die reinen Formen wohnen", aus der
mit Gebilden der Vollkommenheit erfüllten Vorstellungswelt
konnte man nunmehr herabsteigen in die WVelt der Unvoll-
kommenheit und statt Götter und idealer himmlischer Wesen
Menschen malen, Wesen, denen die Gefühle unserer Seele
eigen sind, und diese Gestalten durch den höchsten Aus-
druck des menschlichen Gefühlslehens verklären.
In Correggio sehen wir einen Meister, der an Stelle der
Schönheit die Anmuth malte, an Stelle göttlicher Hoheit
tief menschliches Empfinden. Er erfasste die Malerei in
ihrer vollen Eigenart, und seine Compositionen wirken nicht
durch weihevolle Schönheit auf das Gemüth, sondern durch
den Ausdruck innigstei" Gefühle; diese Wirkung aber wird
20er-