Qi
II. Theil.
Capitel.
Composition an den Seiten einschränken musste, und dass er
das Letztere vorzog. 1) Möglich ist es aber auch, dass das Bild,
als immer mehr Schützenstücke von den Doelen nach dem
Stadthause gebracht wurden, aus dem grossen Kriegsraths-
saale in den kleinen hinüber geschafft und dass es bei dieser
_Gelegenheit verkleinert wurde. Wenn diese Verstümmelung
stattgefunden haben sollte, so müsste dieselbe aber lange
vor van Dyk, etwa am Beginne des XVIII. Jahrhunderts, er-
folgt sein. Das ist aber beides ausserst unwahrscheinlich,
sowohl jener Transport, als auch die Verstümmelung.
Man darf wohl hoffen, dass, wenn erst nach dieser Richtung
hin neue Forschungen über das Bild atlfgenommen sein
werden, sich die ganze Angelegenheit zur Zufriedenheit auf-
klären wird?)
Dieses Werk ist zu grossartig, als dass es an Interesse
verlieren könnte, Weil der so lange gefeierte Name "Rem-
brandt" nunmehr von demselben losgelöst wird; vielmehr
muss dasselbe an Werth gewinnen, nachdem sein Ursprung
erforschtund seine historische Bedeutung aufgeklärt worden ist.
Das Bild ist aus dem Geiste jener Bürgerschützen und
ihrer Zeit hervorgegangen. Man merkt an dem ernsten und
doch froh pulsirenden Leben dieses Meisterwerkes, dass Bol
selbst mit Lust ein Schütze war. Es ist ein lange und wohl
überlegtes Werk, zu dem der Künstler durch Antheilnahme
Näheres hierüber gelegentlich.
2) NB. Man muss z. B. die Ränder des Bildes betrachten, 0b hier
etwa der Körper des Trornmlers durchschnitten ist oder nicht, und
ebenso auf der anderen Seite. Man würde auf diese Weise, trotz der
Vertuchung, wohl dennoch an den Farbenresten der Ränder eine erfolg-
reiche Beobachtung darüber machen können, ob das Bild in der augen-
blicklichen Gestalt gemalt war oder später yerstümmelt wurde. Vor der
Vertuchung war das eine leichte Sache. (Unter Vertuchung eines Bildes
versteht man das Aufspannen desselben auf eine neue lieinwand.)